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Letzte Änderung am 2021-09-24 von Michael
Vorbemerkung: Dieser Artikel ist eine Übertragung des Textes meiner alten Webseite „ohne WordPress“ mit Korrektur fehlerhafter Links, Tippfehlern und sonstigen „kleinen“ Missgeschicken.
Und es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, selbst wieder zu lesen und Erinnerungen wachzurufen.
Anmerkung: Abkürzung RIS steht für REWE-Informations-Systeme (ehemaliger Name der REWE-Systems)
11. RIS Kanu-Tour auf der Fulda im August 2007
Was ist der Unterschied zwischen Ruderer und Kanuten?
Herkunft: Ich habe keine Ahnung
Der Ruderer sagt: Scheiße, da hinten war eine Kneipe, da hätten wir Pause machen können.
Der Kanute sagt: Da vorne kommt eine Kneipe, da können wir eine Pause machen!
24.08.2007 – Anfahrt und Treffen
Wie in jedem Jahr wird die REWE-Systems-Kanutour schon früh geplant und dieses Jahr stand die Eder auf dem Plan. Gegen 11:00 Uhr werde ich von Sibylle angerufen und ich befürchte schon das Schlimmste. Da es die vergangenen Tage erheblich geregnet hat, haben viele Flüsse Hochwasser und u. a. auch die Eder. Fünf Minuten vorher habe ich mein Auto geladen. Aber, ein Glück, Sibylle teilt nur mit, dass alles umgeworfen wurde und wir die beiden Tage auf einem Campingplatz in Obermelsungen verbringen und auf der Fulda unser Glück versuchen.
So düse ich gegen 13:00 Uhr los in Richtung Rosbach v. d. H., wo bereits die Kollegen vom Fleischwerk Brandenburg mit der köstlichen Verpflegung fürs Wochenende angekommen sind. Ferner hier mal ein nachdrückliches Lob an die Firma „Dr. Eckhardt & Partner GmbH“, die uns 130 Liter köstliches Nass im Fass (sprich: Pils) spendiert haben. Gemeinsam wird alles auf den Hänger von Sibylle geladen (diesmal mit einem ausgeliehenen Tiefkühlcontainer (TKK)) wie er auch zum Transport für unsere Märkte genutzt wird. Kostet normalerweise € 110,– Pfand und hat uns noch autarker gemacht als sonst. Nach und nach trudeln noch einige Kollegen:innen ein, die von Rosbach v. d. H. losfahren und gegen 15:30 Uhr geht es Richtung Norden auf die Autobahn, und, klar doch, Standard-Freitag: in die Staus rein.
Zwischen die Wahl gestellt, Beifahrer einer hübschen Frau zu sein oder offen im Cabrio zu fahren, entscheidet sich Herbert für „Frau“ und Helmut für „Offen“, also für mich. Trotz der vielen Baustellen und immer wieder kurzer Stillstände kommen wir gut voran und finden, Navi sei dank, auch gleich unseren Campingplatz „Camping- und Freizeitzentrum am See“, wo schon einige Kollegen aus Köln das erste Bier testen. Auch Burkhard mit dem Kanu-Hänger ist bereits eingetroffen.
Später geht es zu unserer Wiese, die wir direkt unten an der Fulda zugewiesen bekommen haben. Und jetzt kommt erst mal die Arbeit: Aufbau der Zelte. Und nach und nach trudeln alle Teilnehmer:innen ein und irgendwann ist das Camp auch fertig und es gibt ganz hervorragenden Gyros (an dieser Stelle mal ein Lob an die Brandenburger Kollegen!).
Aber auch dem Organisations-Team ein dickes Lob für das schnelle Umorganisieren, was ja nicht nur damit getan war, ein neues Domizil zu finden, sondern auch den bereits gebuchten Platz ohne Kosten wieder zu stornieren. PlanB (Busch: alles, was nicht normal ist, ist Plan B!) war, wie sich am Sonntag herausstellte, ein voller Erfolg – da kann man nur das höchste Lob aussprechen: „Eins rauf mit Mappe!“.
Und dann kommt wie immer ein gemütlicher Abend am Lagerfeuer mit viel Quatschen, Trinken (das Bier frisch gezapft aus Burkhards super Anlage) und alles, was dazu gehört. Die Schlafenszeit nimmt jeder nach seinem eigenen Bedürfnis (oder auch nicht) wahr. Und, vielleicht noch erwähnenswert, was ich auch erst in Wikipedia gelesen habe – die Fulda ist mit 218 km der längste Fluss von Hessen – hätte ich nicht gedacht. Fulda und Werra sind die beiden Quellflüsse der Weser. Die Quelle der Fulda liegt unterhalb der Wasserkuppe in der Rhön (ca. 850 Hm).
Unser Campingplatz in Obermelsungen
25.08.2007 – Tour 1: Niederellenbach (FKm: 21,5) bis Obermelsungen-Campingplatz (FKm: 39)
Wie in jedem Jahr kommen die ersten verschlafenen Gesichter so gegen 07:00 Uhr aus den Zelten (die letzten verpassen fast das Frühstück) und wie immer braucht es zunächst einige Zeit, bis wieder Leben in der Bude ist. Die Sanitäranlagen auf dem Campingplatz sind, sagen wir es mal diplomatisch, noch etwas verbesserungsfähig. Alle anderen Nachbarn und Dauercamper sind aber sehr freundlich und selbst unser direkter Nachbar, dem wir direkt vor dem Wohnmobil das Lagerfeuer entzündet haben, gibt keine Beschwerde ab. Ich bin mir nicht sicher, ob ich umgekehrt auch so reagiert hätte.
Helmut, unterstützt von Christian, und natürlich von der „gigantischen, selbst konstruierten Grillmaschine von Burkhard“, rühren wie immer Eier und Speck an, Kaffee läuft durch mehrere Kannen und weckt langsam die Lebensgeister aller Teilnehmer:innen. Und wie jedes Jahr erstaunt es mich wieder, dass wir irgendwann in dem ganzen Trubel und Durcheinander alles in Ordnung haben und abmarschbereit sind.
Burkhard hat einen etwaigen Einstiegsplatz für heute ausgelotet. Der Aufwand für eine Kanutour ist immer enorm, heißt es doch, zunächst mal alle Teilnehmer:innen an die Einstiegsstelle zu bringen, anschließend die Autos aber wieder zurück und die Fahrer:innen wieder zur Einstiegsstelle geschafft werden müssen.
An dieser Stelle mal ein ganz, ganz dickes Lob an Lothar (Atze), einen Freund von Burkhard, der uns das ganze Wochenende betreut und geholfen hat, ohne selbst beim Paddeln dabei zu sein. Das hat sowohl das Ein- und Aussteigen als auch die Mittagsrast erheblich erleichtert.
Wir steigen schließlich in Niederellenbach (Alheim) bei Fluss-Kilometer 21,5 ein und, im Gegensatz zu sonst, hat fast jeder von uns eine Schwimmweste an, da durch die vielen Regenfälle der vergangenen Tage doch mit starker Strömung zu rechnen ist. Von außen sieht auch die Strömung der Fulda beim Einstieg ziemlich gewaltig aus. Allerdings stellt sich auf dem Wasser heraus, dass das Ganze schlimmer aussieht, als es ist und so verschwinden die Schwimmwesten nach und nach im Kanu. Mittags hat kaum noch einer eine Schwimmweste an – außer Helmut, er allerdings nicht zur Rettung, sondern aus Aberglauben, weil er, seitdem er Schwimmweste trägt, keinen unfreiwilligen Schwimmunterricht mehr nehmen musste.
Da ich nie Lust habe, lange beim Einstieg zu warten, „drängeln“ wir uns etwas vor und zusammen mit Reiner (Frontpaddler), Jana (Paddlerin Nr. 1), Kerstin (Paddlerin Nr. 2) und mir (Steuermann) geht es ins Nasse. Der Einstieg klappt relativ gut (wir paddeln ja 1x im Jahr mit Ausnahme von Burkhard) und bald haben wir uns auch an einen guten Rhythmus beim Paddeln gewohnt.
Das Wetter ist zum Paddeln ideal. Trocken und, obwohl wir bald Sonnenschein haben, nicht zu warm. Wie sich nachträglich auch noch herausstellt, kam uns das viele Wasser in der Fulda auch insofern zu Gute, als wir keine Routen suchen mussten, da der Fluss normalerweise nicht einfach so zu durchfahren ist. Teilweise war er extrem niedrig, sodass wir einmal auch aufgesetzt haben.
Für Verpflegung bis zur Mittagsrast ist ausreichend in flüssiger Form vorhanden, außer unser Kiddi-Boot: Die haben doch tatsächlich kein Bier eingeladen. Gnädig geben wir eine Flasche weiter und so schnorren sie sich über den Tag bis zur Rast durch.
Schön ist es immer wieder, wenn wir uns mit vielen Booten zusammen treiben lassen und Geschichten und Geschichtchen erzählen, von denen so manche wohl etwas „aufgeplustert“ ist. Wird ja damit auch interessanter und machen wir ja schließlich alle so. Reiner hat nach ein paar Bierchen doch etwas Probleme mit der Ausbalancierung und so gibt es doch einige spitze Aufschreie im Boot. Jana geht es leider nicht so gut, hat Magenprobleme, hält sich aber sehr tapfer.
Bei Neumorschen (Morschen) (Flusskilometer: 26,8) geht es zum ersten Wehr und die Schleusen sind hier alle Handbetrieb. Das macht immer sehr viel Spaß, vor allem, wenn man nicht bei den ersten Booten ist und das alles nur beobachten darf. Zum Merken: Wie Burkhard erklärt, soll man nach Verlassen der Schleuse diese wieder mit Wasser volllaufen lassen, da sonst das ganze Holz austrocknet. Und da diese Schleusen heutzutage zur Freizeit benutzt werden und damit nicht mehr intensiv gepflegt werden, dies als Tipp an alle Kanufahrer. (gilt auch, wenn man es nicht so vorgefunden hat!).
So allmählich wächst der Hunger in uns und wir freuen uns schon auf unsere Rastzeit, die bereits von Lothar (s. o.) ausgespäht und der Grill vorgeheizt wurde. Wir steigen bei Beiseförth (Malsfeld) (Flusskilometer: 34) direkt an einem Sportplatz aus und freuen uns auf Bratwurst, Senf und Bier. Es liegt nun fast ¾ der Tagestour hinter uns und nach einer ausgiebigen Pause geht es weiter bis zum Ausstieg am Campingplatz.
Jana hat sich entschlossen den letzten Teil nicht mehr mitzupaddeln, da es ihr nicht so gut geht und wird mit Lothar zum Campingplatz fahren. Reiner, Kerstin und ich machen uns nun, frisch gestärkt mit Nahrung und neuer flüssiger Verpflegung auf, die letzten ca. 5 km zu paddeln.
Obwohl es jedes Jahr viel Spaß macht, ist man doch immer wieder nach dem ersten Tag geschafft (was sich abends auch am Bierkonsum bemerkbar macht – viel weniger als am ersten Tag). Man freut sich auf die Ausstiegsstelle. Diese war schon weit aus der Ferne zu sehen. Normalerweise schaut man nach jeder Kurve, ob sie in Sichtweite ist.
Genau bei Fluss-Kilometer 39 liegt nicht nur unsere Ausstiegsstelle, sondern diese liegt auch unmittelbar bei unserer Campingwiese, sodass kein langes Herumtragen notwendig ist. Die Boote werden entleert und umgekippt (damit bei Regen kein Wasser reinläuft) und dann ist erst einmal Hochbetrieb in den Duschkabinen. Wir sind zum Glück als eines der ersten Boote da und haben noch keine Wartezeiten.
Anschließend ist Relaxen, Schlafen, Reden und was auch immer angesagt bis zum Abendessen geläutet wird. Hervorragendes Fleisch, hervorragend gegrillt mit jeder Menge Salate (die mit viel und mit wenig Kalorien) – was will man mehr. Unsere Jugendgruppe bekommt den Auftrag, das Lagerfeuer zu entzünden. Am Anfang sah es nicht so aus, als würde das je was werden, dann aber loderte es dermaßen, dass man Angst bekommen konnte, dass das Wohnmobil so langsam in sich zusammenfallen würde, weil die Außenhaut schmilzt.
Heute spielt Ede Gitarre und unser Songbuch, Untertitel=jugendgefährdend, dient als Grundlage. Die Jungs halten sich erst gar nicht mit den Songs der ersten Seiten auf, sondern fangen gleich von hinten an (wo die Kinderlieder untergebracht sind). Kultur-politisch sehr bedenklich.
Aber, wie schon erwähnt, so eine Tour geht doch an die Substanz. Ich selbst liege ziemlich früh in den Federn und wie ich hörte, war das auch bei den anderen so. Wie in der letzten Nacht wundere ich mich über meinen Zelt-Nachbarn Volker. Ich hatte vorher nicht gewusst, dass man so laut schnarchen kann. Die Quintessenz: beim nächsten Mal muss ich unbedingt aufpassen, ein einsames Plätzchen zu erwischen. Ich hatte manchmal das Gefühl, unsere Wiese bringt sämtliche Holzhäuser in Obermelsungen zum Einsturz.
26.08.2007 – Tour 2: Campingplatz bis Wagenfurth (FKm: 52)
Nach unruhiger Nacht gehen nach und nach die Reißverschlüsse der Zelte auf. Heute müssen wir vor Abfahrt erst noch alles zusammenpacken, obwohl Burkhard noch aushandelt, dass die Zelte bis nachmittags stehen bleiben können. Nun ja, mein Zelt ist bereits abgebaut und im Auto.
Nach dem wieder guten Frühstück geht es diesmal direkt am Campingplatz ins Wasser. Jana geht es heute zum Glück wieder gut, sodass wir den heutigen Tag wie gestern am Vormittag im 4er-Pack paddeln.
In Melsungen haben wir wieder eine Schleuse zu meistern und dabei haben wir auf der Brücke darüber ein großes Publikum. Gleich hinter der Schleuse links liegt ein wunderschönes Café direkt am Ufer und im danach liegenden Park sind viele Leute unterwegs. Einem Mann, der gerade Zeitung liest, rufe ich zu: „Und, was gibt es neues in der Welt“ um im schönsten Berlinerisch die Antwort zu erhalten: „Ach nichts, die wollen alle blos mein Jeld.“
Wir haben heute ja ein wenig Zeit, da es keine so weite Strecke ist und so lassen wir uns lange im Pulk mit fast allen Booten treiben. Lothar sucht netterweise wieder in der Zwischenzeit nach einer Ausstiegsstelle und, nachdem Burkhard längere Zeit mit ihm telefoniert hat, werden wir in Wagenfurth (Körle) aussteigen.
Nun gibt es eine kleine Ansprache von Burkhard, da es wohl an der Ausstiegsstelle eine starke Strömung gibt, diese gleich hinter eine Kurve und erst spät zu sehen ist, müssen wir alle mit mindestens 100 Meter Abstand anlanden. Problem dabei war, dass es zwei Brücken gab und da wir nun sehr viel Abstand hatten und es keine Information mehr gab, warteten alle Boote immer schön, um dann festzustellen, dass es nach der Brücke doch noch weiterging.
Aber dann kommen wir endlich zu der Stelle und Sibylle ist inzwischen etwas flussaufwärts gelaufen, um uns zu informieren und tatsächlich, jetzt taucht die Anlegestelle wirklich gleich hinter dem Gebüsch auf. Wir kommen etwas steil an und treffen nicht gleich den Steg, aber die Strömung ist nicht gar so stark, sodass wir doch noch gut andocken und schnell aussteigen, um dem nächsten Boot Platz zu machen. (Wie mir Burkhard später noch erzählte, gab es wohl Knatsch mit einer anderen Kanu-Gruppe, die den ganzen Landungssteg blockierten und nicht so schnell reagierten wie Burkhard sich das wünschte. Die waren wohl etwas sauer).
Als Nächstes werden die Boote gesäubert und auf den Hänger gehievt und dann heißt es wieder warten, bis die Fahrer zum Campingplatz zurückgefahren sind und uns abholen. Danach das gleiche Spiel, bis wir wieder (fast) alle auf dem Campingplatz sind. Einige fahren direkt von Wagenfurth nach Hause.
Auf dem Campingplatz wird der Rest abgebaut – der Hänger mit der Verpflegung und allem Zubehör zusammengepackt und irgendwann geht es Richtung Heimat für alle. Melanie und Helmut fahren mit mir. Es ist ziemlich viel los auf der A7/A5 und wir haben immer wieder Stau. Aber auch das geht zu Ende und nachdem ich die beiden in Rosbach v. d. H. abgesetzt habe, geht es nach Hause.
Das Zelt noch mal aushängen (war noch nass) und alles aus- und aufräumen – danach will ich nur noch Schlafen.
Fazit
Wie immer wurde das Wochenende von Burkhard, Helmut und Sibylle hervorragend organisiert. Es hat uns an nichts gefehlt und diesmal kam ja noch die kurzfristige Umplanung dazu, was man gar nicht hoch genug loben kann. Es war wieder ein tolles Wochenende und ich freue mich schon auf kommendes Jahr. Dies war die erste Kanu-Tour, ohne dass ein Boot gekentert ist (eigentlich ein wenig langweilig – gar nichts zu erzählen im kommenden Jahr).
(Kleiner Nachtrag: dann, wenn es geht, im „Roten Baron“ (Wohnmobil). Mein Rücken ist Zeltboden nicht mehr gewohnt – es darf mich auch jeder Weichei nennen).