Dublin 2006

2021-02-17 von Michael

Letzte Änderung am 2021-03-11 von Michael

Ein Wochenende Dublin im August (und Hurling)

Vorbemerkung: Dieser Artikel ist eine Übertragung des Textes meiner alten Webseite „ohne WordPress mit Korrektur fehlerhafter Links, Tippfehlern und sonstigen „kleinen Missgeschicken.
Und es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, selbst wieder zu lesen und Erinnerungen wachzurufen an einen schönen Städtetrip.

Ein Dublin Wochenende mit einem Besuch im Croke Park Stadion bei einem Hurling Spiel. Dublin ist die Hauptstadt von Irland und liegt an der Ostküste an der Mündung der Liffey in die Dublin Bay und ist zurzeit, wenn man sie von der Guinness-Brauerei hoch über der Stadt in der Kneipe betrachtet, wohl eine einzige Baustelle. Sie scheint rasant zu wachsen.


04.08.2006 – Anreise in der Business-Class

Gegen 19:00 Uhr sind wir am Flughafen und unser Flug mit der Lufthansa beginnt schon sehr vielversprechend, denn wir sind auf die Business-Class hochgebucht worden, wohl, weil keine Business-Gäste gebucht hatten – dafür hatten wir allerdings auch eine Stunde Verspätung. Die Flugzeit von Frankfurt nach Dublin beträgt ca. 2 Stunden.

Kaum aus dem Flughafengebäude raus, wundern wir uns über die sehr warme und schwüle Temperatur hier. Damit haben wir gerade hier nicht gerechnet. Es ist ja inzwischen fast 23:00 Uhr und man kann wirklich im T-Shirt laufen. Wir suchen uns ein Taxi, das uns zu unserem Hotel „The Burlington“ bringen soll. Wir haben wohl noch nie einen Taxifahrer erlebt, der so gemütlich gefahren ist (und sich an jeder Kirche, die auf dem Weg lag, bekreuzigt hat).

Endlich kommen wir im Hotel an und nach dem schnellen Check-in (kein Ausweis!) geht es ins Zimmer und relativ schnell zu Bett, da wir inzwischen doch ziemlich geschafft sind. Die Zimmer sind schön, aber eng, allerdings haben wir ja nicht vor, uns hier, außer zum Schlafen, lange aufzuhalten.


05.08.2006 – Stadtrundgang und Musik-Tour

Wir schlafen wie die Murmeltiere und nach einem hervorragenden Frühstück (allerdings geht es zu wie in einer Kantine) machen wir uns zu unserem Stadtspaziergang auf.

Wir nutzen dazu den Reiseführer MerianLive! Dublin „Streifzug durch >>Alt-Dublin<<, Seite 68ff. Zunächst vom Hotel durch einen wunderschönen Garten „St. Stefen’s Green„, anschließend durch DIE Einkaufsstraße in Dublin, die „Grafton Street„, starten wir an der City Hall, dem Rathaus der Stadt. Gleich daneben geht es zum Dublin Castle mit dahinter liegendem Grün „Dubh Linn Gardens“.

Die Bedeutung der „Kanäle“ im Rasen hat sich uns nicht erschlossen – leider blieb auch eine Recherche im Internet ohne Erfolg. Anschließend ging es zu zwei bedeutenden Kirchen, zunächst zur Christ Church Cathedral, danach zur St. Patrick’s Cathedral, beide anglikanisch, was mich bei der St. Patrick’s Cathedral verwundert hat, war ich doch bisher immer der Meinung, dass St. Patrick ein „katholischer“ Nationalheiliger ist. Die St. Patrick’s Cathedral hat einen schönen Garten. Der Innenraum der Kirche aber erschlägt einen fast. Kein Millimeter Fläche ist unbelegt. Selbst Museen haben mehr Raum, um Kunstwerke wirken zu lassen. M.E. ist es viel zu viel um das alles auf sich wirken zu lassen. Etwas weniger wäre mehr.

Was uns bei unserem Spaziergang auffällt: Wir haben wirklich noch nie eine „westliche“ Stadt gesehen, die so dreckig ist. Und es kann nicht daran liegen, dass nicht genügend Abfalleimer vorhanden sind. Offensichtlich wird jeder Dubliner erzogen gerade alles wegzuwerfen, wo er steht. Da wird einfach die Bierdose weggeworfen, obwohl zwei Meter weiter ein Abfalleimer steht. Da liegt der ganze Dreck um eine Bank, obwohl direkt daneben ein Abfalleimer aufgestellt ist. (wir hoffen, das gilt nicht für ganz Irland).

Sauber gemacht wird offensichtlich auch nach Schema F – keine Ecken und Kanten – da bleibt es einfach liegen, weil die große Kehrmaschine (mitten im dicksten Betrieb) da nicht hinkommt. Schön war die Luft in den Pubs – unschön, dass zig-tausende von Zigaretten draußen auf der Straße lagen – offensichtlich werden die Straßen auch nur unregelmäßig (oder nicht richtig) gesäubert.

Dies hat uns sehr abgestoßen und uns zum Ergebnis gebracht: für ein Hurling-Spiel (siehe 6.8.) jederzeit wieder – aber Dublin muss man kein zweites Mal sehen. Ja, ich weiß, klingt typisch deutsch. [Aktueller Nachtrag 2021: vielleicht hat sich ja inzwischen einiges geändert].

Gedenktafeln Joyce, Shaw, Wilde, Swift
Gedenktafeln Joyce, Shaw, Wilde und Swift

Wir gehen nun in westlicher Richtung weiter. In der Thomas Street dann Geschäft an Geschäft und auf den schmalen Bürgersteigen davor auch noch Stände aufgebaut – es ist kaum ein Durchkommen. Die Dubliner scheint das aber nicht zu stören – sie stöbern im dicksten Gedränge, ohne sich beirren zu lassen. Schließlich kommen wir zur Guinness-Brauerei, die wir eigentlich heute besichtigen wollten. Als wir aber die wartende Schlange sehen, die es mit der Schlange vor der sixtinischen Kapelle in Rom aufnehmen kann, entscheiden wir spontan, das am Montag nachzuholen in der Hoffnung, dass dann weniger los ist.

Wir gehen südlich zur Liffey und entlang des Flusses in das Viertel „Temple Bar“ um den Pub zu suchen, an der heute Abend unsere musikalische Pub-Führung beginnt. Das Viertel ist wirklich wunderbar und die Stimmung ganz toll.

Anschließend machen wir uns zurück zu unserem Hotel und machen uns fit für den Abend, in dem wir erst einmal zwei Stunden schlafen.

Unsere Musiktour, die wir am Vormittag gebucht haben, ist von der Führung und der Musik her sehr schön, allerdings haben wir uns schon ein wenig mehr davon versprochen, z.B., dass wir schon einige Pubs kennen lernen, in denen auch andere Musiker spielen. Wir sind aber rund 50 Teilnehmer und sind jeweils nur in reservierten Räumen, was für die Erläuterungen sehr schön ist, aber halt keine „normalen“ Pubs sind. Unsere beiden Führer erzählen wirklich sehr, sehr viel. Ich verstehe allerdings nicht mal die Hälfte davon. Was die beiden allerdings mit Gitarre, Geige und Trommel alles anstellen, macht sehr viel Spaß und vor allem die Stimme des einen Sängers ist auch großartig.

So war es dann doch ein gelungener Abend und wir machen uns auf den Weg zu unserem Hotel, der uns noch zu einem kleinen Umweg zwingt, da der Park St. Stephen’s Green inzwischen geschlossen ist.


06.08.2006 – Guinness All-Ireland SHC Semi-Finale – das Highlight

Wie gestern ist heute wieder eine Menge im Frühstücksraum los und wir stellen fest, dass sogar eine Mannschaft (Cork), die heute das Semi-Finale bestreitet, in unserem Hotel übernachtet. Nach dem Frühstück buchen wir eine Stadtrundfahrt „Hop on – Hop off“. Eine hervorragende Idee. Man kauft ein Ticket für 24 Stunden und kann so oft man will aus- und einsteigen.

Wir lassen uns zunächst während der verschiedenen Stationen ein wenig erzählen und steigen in der Nähe von „Kilmainham Gaol“ aus, um das Gefängnis, das viel mit der Geschichte von Irland zu tun hat, zu besichtigen. Während einer Führung wird viel über die Geschichte erzählt, so, dass während der großen Hungersnot ab 1845 auch Mütter und Kinder einsaßen, die nur versucht haben, satt zu werden und dafür gestohlen haben. Die eigentlich als Einmannbelegung geschaffenen Zellen wurden teilweise mit über 5 Gefangenen belegt. Ebenso wurden sowohl weibliche wie männliche Gefangene inhaftiert.

Das war schon sehr beeindruckend und hat auch einiges neues über die Geschichte gelehrt, so z.B., dass es bei der Unterzeichnung der Unabhängigkeit (1922) wegen Nordirland zum Bürgerkrieg kam.

Danach „hoppen“ wir wieder in einen Bus, der uns durch den Phoenix Park, dem größten Park Dublins fährt. Hier ist auch der Sitz der Präsidentin der Republik.

Inzwischen schon sehr spät, müssen wir uns richtig beeilen, um nicht zu spät zu unserem gebuchten Hurling-Spiel, das Semifinale des Guinness All-Ireland Senior Hurling Championship, zu kommen. Im Hotel schnell umgezogen und auch Regenklamotten eingepackt, vergesse ich leider meine Kamera, was sich schmerzlich bei den Bildern vom Croke Park bemerkbar macht, da ich dort nur mit dem Handy fotografieren kann. Sehr ärgerlich, aber was soll’s.

Unser Taxifahrer, der uns zum Stadion bringt, blüht richtig auf, als er uns von Hurling erzählt. Und er hat nicht zu viel versprochen. Wir sind absolut begeistert von dem Spiel (und wie wir am nächsten Tag in der Zeitung erfahren, müssen wir wohl auch ein traumhaft gutes Spiel gesehen haben). Das Stadion ist beeindruckend und die Stimmung einfach fantastisch, aber absolut friedlich. Noch nicht einmal unsere Rucksäcke werden durchsucht (kann ich mir bei einem Fußballspiel auch in Irland nicht vorstellen). Es sind auch sehr viele Familien mit kleinen Kindern da. Cork- und Waterford Fans sitzen durcheinander – direkt hinter uns zwei sehr engagierte – einfach gigantisch.

Das Spiel ist dermaßen schnell, dass man während der 2 x 35 Minuten kaum zu Atem kommt. Es gibt so gut wie keine Spielverzögerung, wenn man mal von den letzten Minuten absieht, als Cork mit einem Punkt Vorsprung führte. Nach Punkten geht es gleich weiter, in dem der Torwart den Ball wieder aufs Feld brachte (aus der Hand mit dem Schläger treffen und dann über das ganze Feld und noch (meistens) den eigenen Mann erreichen). Karten (schwarz, gelb, rot), gab es schon bei kleinen Verstößen, die beim Fußball allenfalls zum Freistoß geführt hätten. (es gab einige schwarze und zwei gelbe Karten während des Spiels).

Ein Fan vor uns klärte uns ein wenig auf und die Familie hinter uns war absolut in Cork-Rot und keine Minute ruhig. Wie der Vater nach dem Spiel überhaupt noch ein Ton rausgekriegt hat ist mir jetzt noch schleierhaft.

Was wir auch gut fanden – Alkohol durfte nur außerhalb des Innen-Stadions getrunken werden – es durften keine alkoholischen Getränke mit auf die Plätze genommen werden.

Ein absolutes Highlight und wir können nur jedem empfehlen, der die Gelegenheit dazu hat, ein solches Spiel „live“ anzuschauen. Endergebnis Cork 1-16 / Waterford 1-15, womit Cork im Finale steht, das im September ausgetragen wird. [aktueller Nachtrag 2021: Das Finale gewann Kilkenny]

Auch nach dem Spiel verlief alles absolut friedlich. Wir essen anschließend noch in Temple Bar in einem guten Restaurant gehen noch durch die Stadt, wo zufällig dieses Wochenende auch noch viele Straßenkünstler unterwegs sind.


07.08.2006 – Guinness Brauerei und Heimflug

Unser letzter Tag. Wir starten nach dem Frühstück mit der Besichtigung der Guinness-Brauerei. Es war eine ausgezeichnete Entscheidung den Besuch auf heute zu verlegen, da wir sehr früh da sind, keine Schlange hindert und auch drin noch nicht so viel los ist

Die Ausstellung ist sehr gut gemacht – zieht sich von Stockwerk zu Stockwerk hoch und am Ende kann man in der Kneipe hoch über der Stadt ein Guinness testen, das im Eintritt enthalten ist. Hmmm… sehr gewöhnungsbedürftig. Das Bier ist schon extrem bitter – da muss man wohl erst einige Wochen „Testtrinker“ werden ehe das einem schmeckt. Zumdst. uns ging es so, wobei Susanne ja eigentlich gar kein Bier trinkt.

Anschließend steht noch Shopping an, um die irische Wirtschaft ein wenig anzuheizen (obwohl die es ja zurzeit gar nicht nötig hat) und gegen 16:00 Uhr geht es zum Flughafen, der wohl inzwischen aus allen Nähten platzt – jedenfalls geht es im Gebäude zu wie in einem Hühnerstall – und die Schalter sind so gut platziert, dass direkt Staus bis zu den Eingangstüren entstehen.

Der Rückflug geht diesmal pünktlich in Richtung Frankfurt – dafür auch wieder Holzklasse. Zu Hause angekommen, sind wir beide von diesem tollen Wochenende mit traumhaften Wetter (selbst sonntags, als es mal öfter regnete, war es nicht kalt), einem tollen Spiel und mit ein wenig mehr Wissen über Dublin/Irland/Hurling begeistert.

Links des Tages

Bildergalerie

Verwendete Literatur

  • MerianLive! Dublin (3-8342-0063-8)
  • National Geographic Explorer Dublin (3-9376-0688-2)