Edinburgh 2007

Letzte Änderung am 2021-07-20 von Michael

Vorbemerkung: Dieser Artikel ist eine Übertragung des Textes meiner alten Webseite „ohne WordPress mit Korrektur fehlerhafter Links, Tippfehlern und sonstigen „kleinen Missgeschicken.
Und es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, selbst wieder zu lesen und Erinnerungen wachzurufen an einen schönen Urlaub.

Rugby Weltmeisterschaft
New Zealand (All Blacks) vs Scotland

Als wir im letzten Jahr erfuhren, dass die Rugby WM diesmal in Frankreich stattfindet und mit einigen Spielen in Großbritannien, wurde nicht lange überlegt, denn wir wollten endlich ein Spiel der All Blacks (Nationalmannschaft Neuseeland) live sehen.
Es dauerte noch lange, ehe wir überhaupt Tickets ordern konnten, denn zunächst wurden nur Blocks für mehrere Spiele verkauft. Als es im April so weit war, kam die erlösende Mail, dass wir es geschafft haben. Nun hieß es bis zum Termin im September warten.


22.09.2007 – Flug Köln → Edinburgh

Wir fliegen diesmal ab Köln, da German Wings nicht von Frankfurt nach Edinburgh (Schottland) fliegt. Es geht um 06:00 Uhr in Frankfurt am Main los und das Auto stelle ich in Köln bei der Firma im Parkhaus ab. Netterweise bringt uns meine Kollegin Anke vom Operating zum Flughafen.

Das Einchecken geht schnell und nach einem kleinen Frühstück geht es schon bald zum Check-in und das Boarding lässt auch nicht lange auf sich warten. Das Wetter hier in Deutschland ist schön – die Wetteraussichten für Edinburgh sind nicht so toll.

Nach ruhigem Flug landen wir gegen 11:00 Uhr (Zeitverschiebung minus 1 Stunde) in Edinburgh und auch dort geht es rasch aus dem Flugzeug, das Gepäck ist schnell da und als wir auch dem Sicherheitsbereich herauskommen, stehen da Pizzi und Sigi und Sigi mit Pappmaché vor der Brust „JAVAS“. (Er wollte noch „und ….“ dazu schreiben – aber das hat er sich nicht getraut). Das Vorgenannte werden nur Insider verstehen (den ersten Teil vielleicht noch Nativ-Franken-Speaker). Das musste ich natürlich gleich fotografieren (und leider war die Kamera noch falsch eingestellt – ist leider nichts geworden).

Und dann kam schon das erste „Highlight“ des Tages. Da ich mein Navi-Gerät dabei hatte, habe ich das gleich mal eingeschaltet, nicht mehr daran denkend, dass ich das bereits auf „Fußgänger“ umgestellt hatte. Also wurden wir auf dem Weg zum Hotel bald in die Seitenstraßen geführt und linksherum, rechtsherum, bis wir in der Innenstadt vor einer mit Böllern gesperrten Straße standen.

Da hat es bei mir aber immer noch nicht gefunkt, also sind wir mal ein wenig zurück gefahren und irgendwann fuhr es mir wie ein Blitz durch den Kopf (…Schei… und jetzt musste ich das ja noch in Erwartung von mehreren hämischen Lachanfällen der Insassen, diesen mitteilen).

Nun ja, bleibt noch zu erwähnen, dass wir schöne Häuser in den Wohngebieten gesehen haben, die wir sonst wohl nie zu Gesicht bekommen hätten. So haben wir doch noch das Hotel erreicht, das gleich an einem schönen Park liegt. Check-in ist 14:00 Uhr – wir versuchen trotzdem schon einzuchecken, aber da rührt sich trotz Klingeln nichts.

Also machen wir zunächst mal einen Spaziergang zum Hafen (in Leith), wo die Yacht Britannia (Stapellauf zwei Tage vor meiner Geburt) vor Anker liegt und mit einer Ausstellung besichtigt werden kann. Von außen hat sie nicht sehr viel hergegeben. Eine Besichtigung haben wir uns erspart.

Nach einem Mittagessen laufen wir zurück und können jetzt auch einchecken. Wir hatten bereits im April zwei Zimmer gebucht. Während Pizzi/Sigi im Hauptgebäude ein Zimmer haben, rücken Susanne und ich ins Nachbargebäude.

Wir haben zwar mitgeteilt bekommen, dass das Zimmer klein ist. Allerdings was uns dann erwartete, ging an jeglicher Vorstellung vorbei. Das Zimmer war nicht klein, sondern winzig. Das Badezimmer konnte man schon gar nicht mehr Raum nennen, man musste auf der Toilette aufpassen, sich nicht die Knie am Waschbecken zu demolieren und im Bad selbst sah es aus, als wären die Handwerker und Maler noch bei der Arbeit. Es gab nur ein Oberlicht, kein Fenster.

Luxury with Economy

Wir hätten noch die Winzigkeit akzeptieren können, aber dieser Schmutz und den gleichen (sic!) Preis zu verlangen (eine Nacht umgerechnet rund 90 Euro) wie im Hauptgebäude (die Zimmer waren 3x so groß) war eine absolute Frechheit und grenzte meiner Meinung nach schon an Wucher. Also, dieses Hotel werden wir sicherlich nicht noch einmal buchen und ich kann jedem empfehlen auf einem Zimmer im Hauptgebäude zu bestehen – das Nebengebäude als Hotelzimmer zu bezeichnen ist nicht nur leicht übertrieben.

Da Edinburgh wegen der Rugby WM ausgebucht ist, blieb uns sowieso nichts anderes übrig als das Zimmer zu akzeptieren und da es nur zwei Tage waren – Schwamm drüber. Als Einziges bleibt wohl der schöne Park direkt vor dem Hotel in Erinnerung. Nach dem Einchecken sind wir mit dem Bus (wieder vergessen: britische Inseln – immer Kleingeld beim öffentlichen Verkehr! – die wechseln nicht) in die Innenstadt gefahren und haben uns die Stadt ein wenig angeschaut. Zunächst durch die Princess Street mit Abstecher in das architektonisch wunderschöne Kaufhaus Jenners [aktuelle Anmerkung: seit Dezember 2020 geschlossen] und ein kurzer Besuch bei Marks & Spencer. Danach durch den wunderschönen Friedhof der St. Cuthberts Kirche.

Anschließend ging es in Richtung Castle zu Armstrongs, ein Second-Hand Geschäft, auch mit vielen skurrilen Dingen. Dort gab es von Pizzi und Susanne eine Modenschau, ehe wir auf der anderen Straßenseite unseren ersten Pub besuchten. Während Pizzi und Sigi beim Guinness blieben, habe ich schottisches Bier versucht – schmeckt ausgesprochen gut. Susanne blieb beim Wein. Und: Hier und überall – anscheinend ist ganz Edinburgh an Weihnachten nicht zu Hause – es gibt jetzt schon (September!) überall Karten, Hinweise auf „Traditional Christmas Party“. Anschließend sind wir noch ein wenig durch das Viertel gewandert, ehe wir uns zurück zum Hotel machten.

Zum Abendessen wollten wir eigentlich in irgendeinen nahe liegenden Pub gehen. Wir hatten auch gleich einen um die Ecke (The Golf Pub), aber leider gab es da kein Essen (Ich: Es gibt nur Chips / Pizzi: Ist doch okay und dann die Erleuchtung, dass ich nicht „Fish and Chips“ meinte, sondern Chips aus der Tüte) – dafür aber alle Vorbereitungen für Karaoke. Ich hätte bestimmt mitgemacht, aber ….

Nun klapperten wir noch einige Pubs ab, die aber alle nichts zu essen hatten (kannte ich bisher gar nicht – in England und Wales hatten die Pubs eigentlich immer eine Speisekarte). Nachdem wir das alles abgeklappert hatten, sind wir in ein Restaurant gegangen. So sind wir an diesem Abend doch noch zu 4x Fish and Chips gekommen – und es hat gut geschmeckt.

Der Abend war nun schon ein wenig fortgeschritten. Zurück im Hotel stellten wir auch noch fest, dass die Matratzen auch nicht das Gelbe vom Ei waren. Da das Hotel auch nur eine (sic!) Stunde Frühstückszeit hatte (08:00 bis 09:00 Uhr) und wir schon vorgewarnt wurden, dass es zum Ende hin ggf. einiges nicht mehr geben würde, verabreden wir uns für 08:00 Uhr.

Bilder des Tages


23.09.2007 – Edinburgh Castle und Spiel Neuseeland vs. Schottland

Die Nacht geht fast ohne besondere Vorkommnisse vorbei, außer, dass es nachts regnet und wir nicht wissen, ob es über das offene Oberlicht hereinregnet. Meine Sachen liegen alle darunter (sonst war einfach kein Platz). Es geht aber alles gut und so versuchen wir die morgendliche Reinigung irgendwie hinzubekommen und frühstücken anschließend gemeinsam. Frühstück ist typisch britisch – nichts Besonderes, aber soweit okay.

Danach steht heute zunächst das Edinburgh Castle an, ehe wir uns zum Murrayfield Stadium aufmachen. Wir fahren wieder mit dem Bus in die Stadt und gehen hinauf zum Castle. Die ganze Stadt ist bereits jetzt in „Schwarz“ (All Blacks Trikots) unterwegs und wir fragen uns, ob überhaupt Schotten zum Spiel kommen. Das setzt sich auch auf der Burg fort. (Ein junger Neuseeländer (zumindest in die Nationalflagge eingehüllt) beim Sehen des Wappens über dem ersten Tor innerhalb der Burg: „Oh, Gryffindor„).

Es ist gut, dass wir so früh unterwegs sind, sodass es noch einigermaßen mit dem Besucherdrang geht (und das klappt hier alles immer so wunderbar in den Warteschlangen). Wir nehmen uns alle einen Audio-Guide, den ich nur jedem empfehlen kann. Das ist wirklich nicht nur ein wenig Information, sondern sehr detailliert alles beschrieben. Mit Hinweisen kann man auch noch intensivere Informationen erlangen. Auch werden bei den Informationen immer wieder zur Auflockerung Geräusche von Waffen, Pferden und was auch immer eingestreut, was das Ganze sehr auflockert.

Der Besuch lohnt sich auf alle Fälle für das Schloss selbst, für die tolle Aussicht und auch für die geschichtlichen Zusammenhänge. In einem Raum sind die Ehrenzeichen (Krone, Staatsschwert und Zepter) des Königreichs sowie der Stein des Schicksals, der noch heute eine starke Bedeutung für die Schotten hat und erst 1996 (sic!) aus Westminster (London) nach Edinburgh überführt wurde.

Bis mittags sind wir unterwegs und fahren noch einmal ins Hotel zurück, um uns für das Stadion etwas Warmes anzuziehen. Es ist gleich eine Haltestelle vor dem Hotel, wo auch der Bus nach Murrayfield hält. Wir haben Glück, dass wir so früh einsteigen, denn mit jeder Haltestelle wird der Bus voller und in der Innenstadt fahren die Busse teilweise an den Haltestellen vorbei, weil kein Blatt mehr hereinpasst.

Es ist unglaublich, was inzwischen draußen los ist und was uns am meisten wundert: Man könnte denken, dass man in Neuseeland ist, so dominiert das Schwarz der All Blacks.

Auch der Einlass ins Murrayfield Stadion geht recht zügig. Im Gegensatz zu Dublin werden hier zwar die Rucksäcke kontrolliert, aber doch eher oberflächlich. Allerdings wären korpulentere Mitmenschen durch diese Eingänge nicht ins Innere gelangt. Die waren verdammt schmal, sodass man gerade noch durch passte. Susanne und ich waren schon einmal hier (Jahr 2000) als die Frankfurt Galaxy gegen die Scottish Claymores spielte – Galaxy hat damals in der Verlängerung gewonnen.

Spielbeginn ist um 16:00 Uhr und wir haben noch viel Zeit, gehen aber schon bald zu unseren Sitzplätzen und hier mal ein besonderes Lob für Sigi, der sich eine halbe Nacht vor der Dillerkiste um die Ohren geschlagen hat um an die Karten zu kommen. Die Plätze sind erstklassig. (Eins rauf mit Mappe, Sigi). Das Stadion ist jetzt schon ziemlich voll und die beiden Mannschaften machen sich auch bereits warm.

Bei Spielbeginn fällt auf, dass hier keinerlei Brimborium um das Spiel gemacht wird (im Gegensatz z.B. zum American Football), sondern, nach Abspielen der Nationalhymnen gleich begonnen wird. Ausnahme nur (das ist aber bei jedem Spiel der All Blacks (und auch einiger anderer Mannschaften so)), dass zunächst der Haka aufgeführt wird. Leider haben wir das Pech, dass die All Blacks mit dem Rücken zu uns stehen.

Der rituelle Tanz der Maori geht einem schon im Fernsehen jedes Mal durch Mark und Bein, hier im Stadion ist das erst sogar noch intensiver, ehe man öfter mal Lachen muss, weil das Publikum die „uhhhh…uhhhh“ Schreie mit macht. Ich versuche das Ganze über den Stadion-Monitor zu filmen. Das geht mehr schlecht als recht. Einige anschauliche Beispiele: hier oder hier anzuschauen.

Dann beginnt das Spiel und die All Blacks sind von Beginn an absolut dominierend und gehen auch schnell in Führung. Die Schotten kommen so gut wie überhaupt nicht mal zu einer Chance einen Versuch zu legen. Wie wir aber später im DSF erfahren, sind die Schotten mit einer fast kompletten Zweitmannschaft angetreten, da sie gegen Italien ein wichtiges Spiel haben (muss gewonnen werden, um ins Viertelfinale zu kommen) und gegen die All Blacks sich sowieso keine Chancen ausrechneten und so die erste Mannschaft geschont haben.

Es macht sehr viel Spaß ein solches Spiel Live zu sehen. Man bekommt doch einen wesentlich besseren Spielüberblick als am TV-Schirm. Einziger Wermutstropfen: Die Stadion-Monitore waren so weit entfernt, dass man Wiederholungen kaum sehen konnte. Es muss allerdings schon ein besonderer Menschenschlag sein, der so ein Spiel aktiv betreibt. Es geht mächtig zur Sache und es ist erstaunlich, was alles erlaubt ist, bevor ein Foul abgepfiffen wird. Es gab nie Reklamationen beim Schiedsrichter und wenn jemand am Boden lag, war er wirklich nicht mehr in der Lage aufzustehen. Da gab es keine Verzögerungen, nichts. Wenn ich da an unsere wehleidigen Fußballer denke, kann ich nur den Kopf schütteln.

Das Spiel endet mit 0:40 zugunsten der All Blacks und was besonders schön war: Jede Mannschaft machte ein Spalier für den Gegner und applaudierte. Und dann strömen gut 65.000 Menschen aus dem Stadion. Und das (mit einer kleinen Ausnahme) absolut friedlich und fröhlich. Was dann in den Straßen abgeht, ist kaum in Worten auszudrücken. Die Pubs an der Strecke haben wahrscheinlich das Geschäft ihres Lebens gemacht und der komplette Verkehr bis in die Innenstadt ist absolut zum Stillstand gekommen. Da hat sich aber offensichtlich jeder Autofahrer mit abgefunden. Die winken und lachen auch. Und immer wieder fliegt mit großem Hallo ein Rugbyball durch die Luft. Und als Schotte im Kilt muss man ja wirklich kerngesund sein. Nicht nur, dass man nichts drunter hat (wie wir gesehen haben), sondern irgendwelche Tourist:innen heben einem einfach den Rück hoch und fangen hemmungslos an zu lachen.

Irgendwann lässt die Menge ein klein wenig nach und wir suchen wieder nach einem Pub – gleiches Spiel wie gestern – wieder finden wir keinen Pub mit Essen. Also gehen wir wieder in unsere „Armenspeisung“ von gestern und anschließend in den unserem Hotel nahe liegenden Pub, den wir als letzte Gäste verlassen.

Es war ein absolut toller Tag, zunächst das Castle und dann das Rugby-Spiel mit den All Blacks – einfach unvergesslich.


24.09.2007 – Flug Edinburgh – Köln

In der Nacht fängt es richtig an zu Schütten und wir machen vorsichtshalber unser „Panoramafenster“ im Dach zu. Morgens lässt der Regen wieder nach. Nach dem Frühstück nehmen wir das Angebot von Pizzi und Sigi an, die noch bis Mittwoch hier in Schottland bleiben, uns zum Flughafen zu bringen. Unsere Abflugzeit liegt leider mit der Mittagszeit sehr ungünstig. Man kann an dem Tag einfach nichts mehr unternehmen.

Eigentlich sollte das nur eine halbe Stunde dauern, aber es ist Berufsverkehr, sodass wir fast eine Stunde unterwegs sind. Wir verabschieden uns von den Zwei und können bald auch Check-in machen. (Germanwings reserviert übrigens keine Sitzplätze – das war mir auch absolut neu). Dann geht es mittags wieder auf ruhigem Flug nach Köln. Mit dem Taxi in die Firma und dann ab in Richtung Frankfurt (und noch kurz rauf ins Büro, weil B. unbedingt was wissen wollte, was auch bis Dienstag oder Mittwoch Zeit gehabt hätte).

Fazit: Es war ein wunderschönes Wochenende mit einem tollen Rugby-Spiel der All Blacks als absolutes Highlight. Edinburgh war jetzt zweimal Ziel wegen eines Sportereignisses. Die Stadt ist aber wunderschön – sollte man auch mal so besuchen. [aktuelle Anmerkung: was wir inzwischen auch gemacht haben 2014].

Bildergalerie

Verwendete Literatur