Namibia 2010

Letzte Änderung am 2021-09-25 von Michael

27.05.2010 – Ein Tag auf der Wolwedans Dunes Lodge

Einfach unbeschreiblich. Um 06:00 Uhr geht der Wecker, es ist nicht mehr ganz dunkel und der Kaffee steht bereits vor der Tür. Wir öffnen die gesamte Front unserer Lodge – in der Mitte auch den Fliegenschutz, machen uns Kaffee und sitzen im Bett und genießen den Sonnenaufgang. Das war einfach traumhaft und mit Worten kaum beschreibbar. Das war wohl das schönste Aufwachen unseres Lebens.

Bis kurz vor 7 Uhr genießen wir den Ausblick, dann geht es zum Frühstück (doch ein wenig zu früh – geht erst um 07:30h los), bekommen aber alles direkt serviert. Es verspricht ein herrlicher Tag zu werden. Wir machen heute die Morning Tour (die rund 4 Stunden dauert) und haben einen Guide (Usko) ganz alleine für uns, der uns sehr, sehr viel erklärt. Leider bleibt immer nur ein Bruchteil davon hängen.

Aber was uns am meisten beeindruckt, ist die Landschaft. Außer Oryxantilopen und Springböcken sehen wir als Erstes auch Erdmännchen und auch unser Guide sagt uns, dass hier eigentlich die Landschaft im Vordergrund ist und es nirgends in Namibia mehr so eindrucksvoll wird. Er erklärt uns noch, dass es hier auch einige Giraffen, Zebras und auch Geparden (vier ausgewilderte Cheetahs) gibt, aber man diese so gut wie nie sieht.

Aber für uns wird die Tour zu einem echten Highlight, was die Landschaft betrifft. Erst umgeben von Bergen in einer kargen Hochebene, dann wie von Zauberhand Baumgruppen und später richtig hohe Dünen. Und die „Fairy Circles (Feenkreise)“ (sehr ausführliche Dokumentation (PDF)) – zig Erklärungen dafür – egal was stimmt: sind sicherlich jedes Mal schöne Geschichten für die Touris. Nach vier Stunden durch diese Landschaft sind aber auch die Sinne betäubt und nicht mehr aufnahmefähig.

Nach dem Lunch machen wir es uns in unserer Traum-Lodge gemütlich und genießen den Nachmittag bis es Zeit wird zur (jetzt schon fast obligatorischen) Sundowner Tour. Auch diese Tour können wir wieder mit Usko alleine durchführen. Usko und Susanne sind eingepackt als wären wir in Sibirien. Die Sonne steht schon tief und hier oben wird es doch ganz schön frisch.

Nach noch weiteren Erklärungen geht es zu einer Düne, wo der Tisch gedeckt wird und wir einen traumhaften Sonnenuntergang mit im Osten gegenüberliegenden Vollmond bei Wein und Snacks genießen können. Einfach gigantisch. Mittels eines Magneten zeigt uns Usko noch wie viel Eisen in dem Sand ist.

Nachdem jetzt die Sonne hinter den Bergen untergegangen ist, wird es auch mir zu kalt und ich verpacke mich auch etwas „winterlich“. Die Rückfahrt ist schon fast in Dunkelheit. Der Tag mit Usko war wirklich traumhaft – unglaublich freundlich und immer alles erklärend.

Der Abend heute ist merklich kühler als gestern, sodass sogar ich schon mit Fleece zum Dinner gehe. Zunächst beim Bushman-TV (heute gelernt, dass die Lagerfeuer hier so heißen), nehmen wir wieder mit dem netten Schweizer Pärchen das hervorragende Abendessen ein, das selbstverständlich im Vorfeld von den Angestellten genau so zelebriert wurde wie gestern.

Gleich nach dem Abendessen verabschieden wir uns aber und ziehen uns in die Lodge zurück, denn Morgen steht ein Highlight auf dem Programm, das aber ein sehr frühzeitiges Aufstehen erfordert.
Heute machen wir alles dicht, denn es windet gewaltig und es ist richtig kalt. Sogar zusätzliche Decken nutzen wir – darunter ist es aber außerordentlich gemütlich. Klar wird jetzt auch, warum hier Ohrenstopfen liegen, denn die Lederabdeckung klatscht mit jedem Windschlag gewaltig. Es wird eine unruhige Nacht – wir sind ein paar Mal wach geworden.


28.05.2010 – Ballonfahrt und Weiterfahrt nach Sossusvlei

Ich habe den Wecker für 04:20 Uhr gestellt, aber wir sind schon um 04:00 Uhr halb wach und müssen uns zwingen aus dem warmen Bett ins Kalte zu gehen.

Wie wir später im Auto sehen, sind es 6°, sodass es vermutlich hier oben auf der Kante noch etwas kälter gewesen sein dürfte.

Eines unserer vielen Highlights. Eine Ballonfahrt über die Namib Rand Nature Reserve. Später wird es traumhaft – am Anfang erst einmal ein wenig albtraumhaft.

Es war abgemacht, dass wir einem Führer zu unserer Ballonfahrt folgen können. Dieser kommt uns auch abholen und ist der erste unfreundliche Empfang hier in Wolwedans (und überhaupt in Namibia). Kein „Guten Morgen“ oder „oh, noch ein Gepäckstück“ – keine Hilfe beim Poncho anziehen, obwohl es stockfinster ist. Alles wird aber noch schlimmer!

Er ist ein „Privat-Guide“ für ein Pärchen, das auf Hochzeitsreise ist und ebenfalls die Ballonfahrt gebucht hat. Wir werden erst einmal zum Farmhaus gefahren und räumen unser Gepäck in unser Auto und folgen diesem Guide. Wir hatten extra abgemacht, dass ich nicht so schnell fahre – und das war auch so mit Wolwedans Angestellten ausführlich besprochen.

Leider hat uns dieser „Guide“ schmählich verlassen und uns einfach in stockdunkler Nacht in einem total fremden Land mit schlechten Straßen einfach hängen lassen, wohl wissend, dass wir noch nicht einmal den Startpunkt der Ballonfahrt kannten. Das wurde richtig stressig, nicht nur in der Dunkelheit zu fahren, sondern auch noch zu schauen, wo wir hin müssen.

Zufällig habe ich im Feld irgendwo weit unterhalb in der Landschaft Lichter gesehen, die sich bewegten (also wohl von einem Auto stammten) und kurz danach kam ein Zeichen mit „Take-off“ vom Ballon – es war als Einbahnstraße ausgezeichnet, was uns aber jetzt überhaupt nicht interessierte. Es ging durch den Dünensand noch ein gutes Stück und endlich konnten wir den Ballon sehen und wussten, dass wir richtig waren.

Kaum das Auto angehalten bin ich aber wirklich verdammt ärgerlich zu dem Kerl gegangen und habe ihm ziemlich laut und deutlich (in schlechtem Englisch) die Meinung gegeigt. Danach ging es mir wesentlich besser. Wir hatten jetzt kaum noch Zeit uns für die Fahrt vorzubereiten – zum Glück waren wir schon warm genug verpackt. Der Ballonführer rief schon bald und so ging es im Laufschritt zum Korb.

Die Startvorbereitungen ließen unseren Ärger gänzlich verschwinden und wir konnten uns jetzt auf das Highlight freuen. Der Korb lag noch quer und wir mussten uns Richtung Boden knien – war erst einmal ziemlich ungemütlich und die Kamera hat ordentlich Sand zu schlucken bekommen.

Denis (unser Ballonführer) brauchte mehrere Versuche bis der Ballon endlich vom Boden abhob (und sagte uns später auch, dass er fast schon so weit war, den Flug abzubrechen, da die Winde ständig wechselten). Zum Glück hat es geklappt, denn was dann kam war berauschend.

Für mich war dies ja die erste Ballonfahrt, während Susanne schon eine Fahrt über Franken genießen konnte. Sobald der Ballon in der Luft war, entstand eine traumhafte Ruhe (nur unterbrochen vom Öffnen des Brenners) und ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl irgendwie den Boden unter den Füßen zu verlieren. Was ich überhaupt nicht abschätzen konnte, war die Höhe oder die Geschwindigkeit. Wenn man nicht an der Bewegung der Umgebung gesehen hätte, dass wir uns bewegen, hätte man meinen können wir stehen still. Ich empfand das richtig meditativ.

Beim Start noch ziemlich dunkel, ging hinter den Bergen die Sonne auf (und der Vollmond war auch noch da). Gigantisch! Denis erläuterte uns die Gegend – wir konnten bis Sossusvlei (siehe 29.05.) schauen – und machte auch Fotos von den jeweiligen Pärchen mit den entsprechenden Kameras. Unheimlich netter Typ (und konnte verdammt viele Sprachen).
Der Korb selbst war innerhalb abgetrennt, in der Mitte für den Führer und jeweils an den Seiten zwei Trennungen, in denen jeweils zwei Personen Platz hatten. Wir waren drei Pärchen und ein Single.

Denis dirigierte die Bodentruppe zur wahrscheinlichen Ankunftsstelle. Als er funkte „to Stonehenge“ habe ich doch einmal beisteuern müssen „it’s a long trip“. Sie haben hier eine Miniaturausgabe von Monolithen, denen sie diesen „inoffiziellen“ Namen gegeben haben.
Wir genossen einfach die Fahrt, die Landschaft, Sonne und Mond und natürlich die „Fairy Circles“, die wir von hier wunderbar sehen konnten.

Nach rund 90 Minuten ging es zum „Landeanflug“. Denis funkte lfd. mit der Bodencrew wegen der Windverhältnisse. Zunächst wollte er mittig in der Ebene landen, dort waren aber die Windverhältnisse zu instabil, sodass er seine Crew zum Rande eines Berges in der Ebene dirigierte. So allmählich konnte man erkennen, dass es langsam in Richtung Boden abwärts ging und irgendwann mussten wir uns für die Landung vorbereiten. Das hieß diesmal wieder knien, dieses Mal aber genau umgedreht.

Und wer wollte seine Erfahrung der „Ballonluftfahrt“ einbringen? Natürlich Susanne. Während wir alle brav knieten und den Kopf im Korb hatten, stellte sich Susanne und schaute, was Sache war – um von Denis ermahnt zu werden, den Kopf wieder in den Korb zu stecken.

Ballonflug mit Namib Sky Balloon Safaris (traumhaft)

Wir bekamen jetzt den Abwärtsgang nur noch durch kleine Gucklöcher im Korb mit und irgendwann hörte man Denis sagen: „oh … a heavy landing“ – kurze Zeit danach: „a very heavy landing“. Und dann knallten wir auch schon auf den Boden, ich denke, so 2-3 mal, aber so schlimm war das gar nicht.

Während wir alle noch so bleiben sollten bis die Bodencrew den Ballon so weit gesichert hatte, dass wir nicht mehr abheben konnten, steht Susanne natürlich wieder auf und wäre am liebsten gleich rausgesprungen um das Seil zu sichern – da kam die zweite „Mahnung“ von Denis.

Kurz darauf kam die Bodencrew und wir konnten nun aus dem Korb steigen. Während die Crew die Ausrüstung wieder transportfähig machte, fuhren wir nach einem kleinen Fußmarsch mit dem Jeep nach „Stonehenge“ um dort „unser Champagner Frühstück“ zu genießen.
Das Öffnen der Champagnerflasche erfolgte mit einer Machete (kompletter Flaschenhals weg) und danach saßen wir mitten in der Namib und frühstückten hervorragend.

«Mir kommt es so vor, als ob gleich Karen Blixen und Denys Finch Hatton – sie meint natürlich Robert Redford 😉 – über die weite Ebene angeritten kommen.»

Eintrag in Susannes Tagebuch

Unser Single ist ein Farmer aus Botswana, der im Fernstudium Archäologie studiert hat und hier für ein Hotel einige Wochen arbeitete. Er verschwand mal für 30 Minuten bei „Stonehenge“ und kam mit Steinen zurück, von denen er uns alles erklärte, wie alt sie sind, welches Material und sonst noch alles Mögliche.
Sehr interessant, sogar zwei Schmucksteine von Buschleuten hat er gefunden. Alle Steine hat er nachher wieder zurückgebracht (Mitnahme strafbar!) – die beiden Schmucksteine gab er Denis fürs Museum.

Den Spruch des Tages höre ich dann noch von Denis. Nachdem ich mit meinem Wissen „angeben“ wollte und ihm gerade erklären wollte, dass man im Deutschen „Ballonfahrt“ und nicht „Flug“ sagt, kommt gleich die Antwort (er spricht gut deutsch):

«Ja, ich weiß – aber weißt Du auch warum?»
Nach einem Kopfschütteln meinerseits, sagte er dann lachend:
«Weil bei Euch auf den Autobahnen geflogen wird!»

Dennis – Ballonfahrer in Namibia

Fand ich klasse!

Nach dem ausgiebigen Frühstück ging es in verschiedene Richtungen weiter – wir wurden mit einem Fahrzeug zurück zu Himba gebracht, der einsam und alleine in weiter Flur stand. Inzwischen ziemlich warm, haben wir uns erst einmal umgezogen, um zur nächsten Lodge weiterzufahren.

Die Strecke heute ist zum Glück nicht so weit, denn der Straßenzustand war extrem schlecht. Erst später (bei der Zufahrt von der D845) wurde die C27 besser. Die Landschaft weiterhin unglaublich beeindruckend. Unsere Lodge lag auf der rechten Seite, wobei das noch einmal 14 Kilometer Schotter einspurig und schlecht bedeutete.

Obwohl alles flach vor uns, sah man die Lodge erst sehr spät, da sehr schön mit Strohdächern in die Landschaft integriert. Wir hatten uns für die Kulala Desert Lodge entschieden, weil es die einzige Lodge mit einem eigenen Zugang zu Sossusvlei ist und wir damit schon früh einfahren können. Das Tor in Sesriem macht erst später auf.

Der Empfang war wieder sehr freundlich. Wir beschlossen es heute „genug sein zu lassen“ (es gab ausreichend Eindrücke vom Tag zu verarbeiten) und genossen den Nachmittag in vollen Zügen. Morgen müssen wir wieder früh aufstehen, denn es geht zum Sonnenaufgang in die Dünen.
Wir sind insgesamt nur drei Pärchen (von insgesamt 40 möglichen Übernachtungsgästen), sodass es sehr ruhig ist. Beim Abendessen stellen sich alle Mitarbeiter vor und unsere Bedienung ist in voller Herero-Tracht.

Direkt nach dem Abendessen geht es in die Falle und die ersten Fragen kommen hoch, warum wir überhaupt (neben den Reiseführern) noch Bücher mitgenommen haben – völlig überflüssig – kurz danach sind wir schon im Tiefschlaf.

  • Fahrtstrecke Wolwedans Farmhaus – Take-off Ballooning 41 Kilometer (54 Minuten)
  • Fahrtstrecke Take-Off Ballooning – Kulala Desert Lodge 52 Kilometer
  • Fahrtzeit ca. 2,25 Stunden (inkl. Unterbrechungen (alles Schotter))

Links des Tages


29.05.2010 – Ein Tag auf der Kulala Desert Lodge

Bis 03:00 Uhr schlafe ich hervorragend. Uns wird jetzt langsam auch klar, warum wir so oft in der Nacht aufwachen und der Hals weh tut. Es ist die extrem trockene Luft, die wir nicht gewohnt sind. Wir trinken jedes Mal Wasser und dann geht es wieder bis morgens. Heute allerdings ist es bei mir mehr ein Dämmerschlaf.

Um 05:00 Uhr klopft es, anschließend Frühstück (für mich zu früh – ich kriege kaum einen Bissen herunter). Um 06:00 Uhr geht es zu unserer Tour ins Sossusvlei (entstanden aus der Versandung eines Flusses). Christof – der uns auch seinen afrikanischen Namen genannt hat, aber so lang und schwierig war, dass wir weiter bei Christof bleiben – ist unser Führer für heute.

Wie in Wolwedans haben wir ihn wieder ganz für uns alleine. Unglaublich freundlich und ruhig vom Stamm der Herero (erstaunlich wie wenig Ressentiments gegenüber uns Deutschen existieren). Er erläutert uns die Tour und dann geht es erst einmal in Richtung des separaten Eingangs der Lodge.

Die Asphaltstraße ist gut und kerzengerade. Christof erklärt uns ein verfallenes Haus am Straßenrand damit, dass zunächst geplant war, Bauarbeiter hier wohnen zu lassen, um die Straße zu reparieren. Dann wurde aber festgestellt, dass die Straße länger hält als gedacht und jetzt kommt der Bautrupp nur einmal im Jahr. Beiderseits der Straße hohe Dünen, die bis zu 400 Meter hoch wachsen (Big Daddy). Ein beeindruckender Anblick.

Aber erst als wir zu Düne 45 (es sind nur einige Dünen mit Nummern gekennzeichnet) kommen und wir uns auf den Aufstieg machen, wissen wir was Sand bedeutet.

Der Wind blies aus Osten gewaltig (und kalt) und der Aufstieg war anstrengender als jede Bergtour. Rund einhundert Meter sind wir aufgestiegen und schauten uns das Panorama an.
Ein Erlebnis der besonderen Art, als die Sonne hinter den Dünen ihr Licht verstrahlte.

Wir sind jetzt gerade einmal sechs Tage in Namibia und können schon heute feststellen, dass es eine grandiose Idee war. Jeden Tag fragen wir uns, wie denn der nächste Tag das Gesehene noch toppen soll. Der Abstieg war recht einfach, aber unten mussten erst einmal die Schuhe ausgezogen und vom Sand befreit werden.

Danach geht es weiter zum Deadvlei, das durch eine Düne vom Wasser abgeschnitten ist, wo man beeindruckende abgestorbene Bäume sehen kann, die wegen des trockenen Klimas nur langsam verfallen. Das Alter der Bäume ist wegen fehlender Jahresringe schwer zu bestimmen. Christof erzählt, wenn es regnet (20ml im Jahr) blüht es am Rande der Fläche sofort.

Wir haben viel Glück, dass wir so früh unterwegs sind und können es noch „Menschen-los“ fotografieren. Später ist hier die Hölle los. Beim Rückweg zum Auto erzählt uns Christof ein wenig von sich, einem schweren Motorrad-Unfall (mit viel Glück überlebt und viele Operationen), von seiner großen Familie, die nicht nur in Namibia leben.
Als er nach Kindern von uns fragte und ich ihm erzählte, dass mein Sohn Patrick heißt, erzählt er uns, dass ich in Afrika nach der Geburt nicht mehr Michael, sondern nur noch «Papa Patrick» gerufen würde. Fand ich sehr schön.

Und weiter geht es ins Innere. Dort war wirkliches Offroad-Fahren angesagt. (ich bin mir nicht sicher, ob ich hier mit einem 4×4 PKW zurechtgekommen wäre). Christof fährt blind in den richtigen Spuren und hier ist wohl auch der Linksverkehr aufgehoben.
Wir werden ganz schön durchgeschüttelt – aber die Landschaft ist unvergleichlich. Kreuz und quer fahren hier die Autos, sogar mit deutschen Nummernschilder Offroad-LKWs. Bis zum Ende der Fahrmöglichkeit geht es, wo Christof einen ruhigen, windgeschützten Platz für unser Frühstück findet. Ab hier sind es ca. 50 Kilometer Luftlinie zum Ozean.

Christof erzählt uns die Geschichte, dass es vor einigen Jahren 2x (das letzte Mal 2006) soviel Regen gab und ein richtiger See entstand. Daraufhin kamen alle mit ihrem Offroader angefahren, weil das wohl ein tolles Erlebnis war durch das Wasser zu fahren, sodass die Regierung die Einfahrt hier verbieten musste.
Nach dem tollen Frühstück ging es wieder zurück zur Lodge. Der Tag ist noch nicht vorbei und war schon so traumhaft schön.

Tour Sossusvlei

Zwischen beiden Fotos liegen nur wenige Minuten – so schnell kann sich hier die Sicht ändern.

Tour Sossusvlei

Bis zum frühen Nachmittag können wir relaxen, ehe wir zum Meeting Point gehen, wo Christof gerade die Sundowner Utensilien verstaut. Es geht wieder in den Park, aber Richtung Ausfahrt nach Sesriem. Unterwegs wieder viele Erläuterungen, auch die schönen Feenkreise. Christof hat noch ein paar mehr Erklärungen parat – insgesamt ein großes Mysterium (sollte auch so bleiben – da kann man den Touristen so schöne Dinge erzählen).

Am offiziellen Eingangstor fahren wir aus dem Park (auch das Kennzeichen von Christof wird notiert) und sind in Sesriem. Von hier geht es zu einem nicht sehr großen, aber wie Christof sagt zum «sexiest Canyon in Namibia». Der Tsauchab hat diesen Canyon im Zeitraum von zwei Millionen Jahren gegraben. Wir klettern hinunter – momentan total ausgetrocknet, wenn man von einigen Pfützen absieht, die aber von der Tierwelt gerne als Wasserstellen genommen werden.

Zur Rückfahrt auf das Areal der Lodge fahren wir die Hauptstraße entlang und hier fährt Christof mal links, mal rechts, mal in der Mitte – gerade wo der Belag am besten ist. Und wenn wir mit dem Tempo fahren würden, könnten wir wahrscheinlich die doppelte Anzahl Kilometer am Tag „fressen“.

Auf dem Gelände der Lodge findet Christof einen wunderschönen Platz für unseren Sundowner. Wir sprechen auch viel über das Land und Afrika, über die Sprachen der indigenen Völker (27 Sprachen insgesamt in Namibia – und was ich auch nicht wusste, dass zu den Hereros ja mehrere verschiedene Stämme gehören und da auch unterschiedliche Sprachen gesprochen werden).
Es war wieder traumhaft dort zu sitzen und die Landschaft und das Jetzt zu genießen. Und das Privileg zu haben, dies überhaupt erleben zu dürfen. Danach ging es in kurzer Zeit zur Lodge wo wir wieder freundlichst empfangen wurden, diesmal mit einem Cherry.

Wir genießen den Abend und kurz bevor wir zum Abendessen gehen wollten, man glaubt es kaum, kriegen wir auch noch Wärmflaschen fürs Bett (und die hielten bis morgens warm!).
Susanne ist natürlich absolut begeistert und kriegt auch noch meine Flasche dazu. Das Abendessen war wieder sehr gut (Oryx – Susanne war es zu zäh) und gute Beilagen und schon um 20:15 Uhr geht es Richtung Lodge und Bett – unglaublich.
Es ist die zweite Nacht in Namibia, die wir ohne „Stress verschlafen“ können, denn morgen geht es weiter und wir müssen nicht gar so früh aufstehen – wir haben „nur“ ca. 175 Kilometer Strecke vor uns.


30.05.2010 – Zwischenstation in der Rostock Ritz Desert Lodge

Heute ist mal kein frühes Aufwachen verlangt, weil irgendeine Tour beginnt. Wir können ausschlafen, aber klar ist, wer um 21:00 Uhr schläft hat um 06:00 Uhr auch schon ausgeschlafen.

Und so gehen wir gegen 06:30 gemütlich zum Frühstück und genießen es, da wir reichlich Zeit haben. Die Strecke heute diente nur eines Zwischen-Stopps, da die Kilometer direkt bis Swakopmund doch zu weit gewesen wären.

Nach Check-out und netter Verabschiedung geht es weiter am Rande der Namib Richtung Norden.

Die Landschaft ist weiterhin beeindruckend. In Sesriem aufgetankt und Susanne hat inzwischen auch irgendwo im Handschuhfach den Tipp von Europcar gelesen, den Luftdruck auf Schotter zu minimieren, sodass wir dort auch gleich den Luftdruck absenken lassen. Die Idee war wirklich gut, denn das Fahren wurde jetzt doch einfacher und vor allem die Wellen auf der Straße wurden besser abgefangen.

Bald ändert sich auch die Landschaft wesentlich, denn wir kommen in die Naukluftberge. Rechts beeindruckende Berge – links die unendlichen Dünen der Namib. Grandios. Es gibt viele Unterbrechungen für Fotos. Die Straße ist „relativ“ gut (das Empfinden liegt vielleicht auch an dem niedrigeren Luftdruck) und endlose Geraden führen uns weiter zum Ziel.
Relativ viel Verkehr heute (vielleicht wegen des Sonntags) und wir werden des Öfteren überholt einschließlich von LKWs.

In Solitaire, ein kleines Kaff direkt an der Straße, ist aus alten Schrottautos ein wunderbares Kunstwerk und Panorama geschaffen worden (den Ort sollte ich später ja noch näher kennenlernen). 50 Kilometer später geht es zu unserer heutigen Lodge. Wir müssen noch ca. sechs Kilometer im Privatgelände fahren, bis wir bei der Lodge sind.

Der Empfang ist wieder sehr freundlich, aber trotzdem ganz anders als wir es bisher gewohnt waren. Es ist nicht diese überbordende Herzlichkeit, die wir bisher erlebt haben. Trotzdem waren auch hier alle sehr freundlich und hilfsbereit – es war für uns nur wieder „normaler“.
Insbesondere müssen wir erwähnen, wie uns direkt geholfen wurde, als ich beim Ausladen von Himba bemerkte, dass wir wieder einen Platten hatten, dieses Mal vorne links. Muss wohl auf den letzten Metern zur Lodge passiert sein.

Zweite Reifenpanne

Da war zwar die Reifendecke noch dran, aber der Schaden war auch wieder irreparabel. Na bravo, so ein toller Tag – und dann zum Abschluss das. Nun war die große Frage: „Risiko und 200 Kilometer Schotter bis Swakopmund ohne Ersatzreifen oder irgendwie nach einem Reifen zu schauen“.
Einer der Angestellten der Lodge ruft bei Europcar an, die aber nur mitteilen, dass heute Sonntag ist und sowieso kein Ersatzreifen geliefert werden kann. Das ist das erste Mal, dass wir von Einheimischen hören, wie schlecht der Service von Europcar hier ist.

Von den Angestellten kommt der Vorschlag in Solitaire (50 Kilometer) einen neuen Ersatzreifen aufziehen zu lassen. Der Manager ruft dort an und sie haben auch wirklich einen passenden Reifen vorrätig. Also mache ich mich auf den Weg die Strecke wieder zurückzufahren.
Susanne will auch mit – ich kann sie aber überreden hierzubleiben. Gut, dass Susanne nicht dabei war, denn ich brettere teilweise mit 120 km/h zurück. Es geht flott und in Solitaire wird der Reifen auch sehr schnell montiert.

Interessant war wirklich die Wartezeit. Einer der Arbeiter versuchte mit einer Heißluftpistole an einem Kühler irgendein zähes Material zu entfernen. Ich fragte mich allerdings wozu, weil mittig im Kühler ein riesiges Loch klaffte und mir nicht klar war, warum dann erst den Dreck lösen. Aber vermutlich wird aus einem zweiten Kühler wieder ein funktionierendes Teil gebastelt. Bei uns hätte man den Kühler direkt in den Müll verfrachtet.

Nach der Montage tanke ich noch voll, um rund 250 Euro ärmer, und es geht wieder zurück. War ein echt tolles Erlebnis, leider hatte ich keinen Fotoapparat dabei. Die Rückfahrt geht auch sehr flott und fast übersehe ich noch die Zufahrt zur Lodge, weil ich gar nicht damit gerechnet habe, dass die so schnell wieder auftaucht.

Angekommen, wird heute am Pool der Sundowner mit Campari genossen (die geplante Tour haben wir gecanceled). Und die Werbung verspricht nicht zu viel, die Aussicht ist wirklich super. Nach einem guten Abendessen (erster Ostrich (Strauss)) geht es ins Bett. In der Hoffnung, dass dies der letzte Reifenschaden war.

  • Fahrtstrecke Kulala Desert Lodge – Rostock Ritz Desert Lodge 166 Kilometer – Fahrtzeit 4,15 Stunden (inkl. Unterbrechungen)
  • Fahrtstrecke Rostock Ritz Desert Lodge – Solitaire – zurück 103 Kilometer – Fahrtzeit 2,05 Stunden (inkl. Aufenthalt ca. 30 Minuten)

Links des Tages


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