Namibia 2010

Letzte Änderung am 2021-09-25 von Michael

08.06.2010 – Fahrt zum Waterberg

Schlagartig um ziemlich genau 05:00 Uhr stehen wir beide senkrecht im Bett. Ein Löwen-Brüllen hat uns wach gemacht. Das klang wirklich nahe. Leider fällt mir zu dieser frühen Stunde viel zu spät ein, einfach mal das Fernglas zu benutzen.

Wir versuchen irgendetwas draußen wahrzunehmen, können aber absolut nichts sehen. Wieder im Bett liegend, ertönt rund 15 Minuten später noch einmal ein beeindruckendes Grollen. Man hat das Gefühl, der Löwe sitzt direkt vor der Hütte.

Später beim Frühstück berichten wir dem Manager davon – haben alle nichts gehört und wir dachten, die stehen dort alle Gewehr bei Fuß um uns zu retten 🙂 .

Nach dem Frühstück geht es jetzt wieder Richtung Süden zurück wo unser Ziel heute der Waterberg ist. Die Straße ist hervorragend, zunächst durch Tsumeb (mit einem kleinen Verfahrer), dann durch Otjiwarongo. Aufgrund der eintönigen Landschaft gibt es keine Unterbrechungen, sodass wir schnell vorankommen.

Und sogar geblitzt wird hier, damit haben wir ja überhaupt nicht gerechnet. Mehrmals auf der B1, der Nord-Süd Verbindung, stehen sie am Straßenrand und messen offensichtlich mit Laserpistolen. Wie gut, dass der Tempomat das korrekt regelt.

Die letzten Kilometer zur Lodge werden doch noch heftig. Zwar keine Steine, aber eine Sandstraße, die dermaßen wellig ist, dass es uns und Himba so richtig durchschüttelt.

Nach dem Einchecken an der Rezeption müssen wir noch einmal einige Kilometer auf Sand fahren, ehe wir bei der Lodge sind. Eigentlich wollten wir die Plateau Lodge buchen – haben wir zu spät bemerkt, dass die Wilderness Lodge gebucht wurde.

Die Anlage selbst ist sehr schön, unsere Lodge allerdings klinisch kalt und keinerlei Atmosphäre, insbesondere das Badezimmer sieht mehr nach „Kinder-Landverschickung“ aus. Außerdem ist es richtig kalt im Zimmer im Gegensatz zu den angenehmen Außentemperaturen.

Wir machen einen Abendspaziergang und essen zusammen mit zwei netten jungen Schweizer Pärchen – alles an großen Tischen. Die Angestellten sind unglaublich freundlich und auch sehr gesprächig, sodass man einiges erfährt.

Wir ziehen uns nach dem Abendessen zurück und sind bald wieder fest am Schlafen. Pluspunkte gibt es für die Wärmflaschen.

  • Onguma Tented Camp – Waterberg Wilderness Lodge 395 Kilometer
  • Fahrtzeit ca. 5,70 Stunden (12 Kilometer Schotter / 353 Kilometer Asphalt / 30 Kilometer Schotter)

Links des Tages


09.06.2010 – Ein Tag auf der Waterberg Wilderness Lodge

Gut geschlafen gehen wir erst einmal Frühstücken. Die Hütte wärmt sich leider überhaupt nicht auf und ist sehr ungemütlich.

Für heute haben wir eine geführte Wanderung auf das Plateau gebucht. Dieses Mal sind wir in einer größeren Gruppe unterwegs. Unser Guide ist ein Herero und Chef eines Dorfes. Beim Aufstieg auf das Plateau erklärt es uns querbeet die Pflanzen und Tierwelt, erläutert uns Spuren im Sand (Schlangen) und bei einer Rast an einem ausgetrockneten Wasserloch zeichnet er in den Sand ein komplettes Herero-Dorf, benutzt zur Darstellung der Hütten und anderer Dinge kleine Holzstückchen und Steine, sodass bald direkt vor uns ein komplettes Dorf entsteht.

Dann erläutert er uns sehr ausführlich das Leben in einem solchen Dorf, wie ein neuer Chef gewählt wird, wer wofür zuständig ist, die Heiratspolitik und noch viel mehr. Auch die Schlacht hier am Waterberg zwischen Deutschen und Hereros schildert er ausführlich. Das war wirklich hochinteressant.

Ein Herero Dorf im Sand gebaut

Die Länge der Wanderung war kaum 4 Kilometer, dauerte aber 4,5 Stunden, da wir immer wieder lange Pausen zur Erklärung machten. Beim Abstieg kamen wir noch beim Campingplatz der Anlage vorbei (kein Mensch zu sehen) und wanderten zurück zur Lodge.

Wir gönnten uns ein Mittagessen und anschließend verbrachten wir den Nachmittag im Garten und konnten wieder Tiere beobachten und relaxen. Das Abendessen konnten wir nicht so dolle genießen, hatten wir doch dieses Mal nicht unsere Schweizer, sondern ein deutsches Pärchen am Tisch, dessen männlicher Part sich mit ziemlich rechtem Gedankengut äußerte.
Entsprechend kurz bleiben wir nach dem Essen sitzen.

Später in der Hütte klopft Margret (eine der Angestellten) um uns nach draußen zu rufen, um ein Stachelschwein zu sehen. Es ist eine ganze Familie, die wohl immer hier herkommt und das Kleine kann man im Licht der Taschenlampe, die Lukas (ebenfalls einer der Angestellten) auf das Tier hält. Mutter und Vater haben sich erst einmal verdrückt. Nach kurzer Zeit lässt Lukas aber die Kleine wieder zu Mutter und Vater.

Die Angestellten waren wieder zuvorkommend und herzlich freundlich. Die Besitzer der Lodge sah man allerdings überhaupt nicht, dabei hätten wir gerade bei der Werbung (familiär) erwartet, dass man auch mal mit den Besitzern ins Gespräch kommt. Im Gespräch mit einem netten Paar erwähnte der Mann: „Die Uniform der Angestellten hier sieht wirklich aus wie Gefangenenlager – orange mit riesigem Letter WWL“ – dem konnte ich nur zustimmen. Wäre vielleicht mal eine Maßnahme, diese auszutauschen. Bei den anderen Lodges waren die Kleidungen wesentlich schöner und unauffälliger.


10.06.2010 – Fahrt zur Erongo Wilderness Lodge

Das Frühstück verlief ziemlich sprachlos, da wir leider wieder wie gestern Abend zusammensaßen. Wir stehen direkt auf, als wir fertig sind und packen Himba für die Fahrt zu unserer letzten Lodge.

In Abweichung vom Tourbuch geht es zurück nach Otjiwarongo, um von dort über die C33 nach Omaruru zu fahren, da die vorgeschlagene Querverbindung eine Schotterstraße ist.

So machen wir vielleicht einen kleinen Umweg sind aber die ganze Zeit auf Asphalt unterwegs. Hat vielleicht auch ein wenig mit unserem Reifen-Vodoo zu tun.

In Omaruru (bekannt vor allem durch die deutsche Kolonialgeschichte) machen wir zunächst Station in einem Café. Zwei deutschsprachige Gäste, tja, wie soll ich es ausdrücken, dem Aussehen nach alte „Südwester“ haben es noch nicht einmal notwendig unser „Guten Tag“ zu erwidern und die Bedienung ist auch nicht gerade die Freundlichkeit in Person, wobei sich das später bessert. Der Kuchen macht allerdings einiges wett – der war wirklich lecker.

Anschließend stoppen wir noch einmal am Ortsausgang (vor der Brücke) um bei „Tikoloshe Africa Shop“ traumhaft schöne Sachen anzuschauen (aus diversen Hölzern (Wurzelschnitzereien) hergestellte Kunstwerke) und auch einiges davon einzukaufen.

Schon kurz nach der Stadt geht es rechts ab und weiter das letzte Stück auf Schotter zur Lodge. Die Lodge selbst ist nur mit 4×4 Fahrzeugen erreichbar, sodass wir Himba am entsprechenden Parkplatz stehen lassen und mit Gepäck über Stock und Stein zur Lodge transportiert werden. Die Strecke wäre ich vermutlich auch nicht selbst gefahren, wenn wir ein 4×4 Fahrzeug gehabt hätten.

Man kann es gar nicht oft genug schreiben. Der Empfang war wieder super freundlich und ist immer wieder ein schönes Erlebnis. Die Lodge liegt traumhaft in einer Spalte des Erongo Gebirges und man sieht sie erst, wenn man kurz davor steht und selbst dort fallen die Hütten kaum auf. Die Lodge ist ein absoluter Traum.

Erongo Wilderness Lodge

Ein Luxus-Zelt mit Betten, Dusche und Toilette außen liegend. Diese sind gut abgeschirmt, aber das hat man auch nicht alle Tage, dass man beim Toilettengang nach Dunkelheit einen traumhaften Sternenhimmel über sich beobachten kann (inzwischen ist der Mond natürlich nicht mehr voll und wir konnten schon die letzten Tage diesen traumhaften Nachthimmel bewundern).

Wir haben eine Sundowner-Tour (was sonst) gebucht und haben mal wieder einen Guide ganz für uns alleine. Cooless, der bisher gesprächigste aller Guides, erzählt uns, dass Morgen sein letzter Arbeitstag ist und er dann vier Wochen zu Hause vor dem Fernseher sitzt und Fußball-WM schaut (und Ghana unterstützen wird).

Wie immer bei den Touren wird uns sehr, sehr viel erklärt. Bei vielen seiner Erläuterungen nimmt Cooless immer wieder Bezug auf seine Großmutter (z.B., dass diese während der Apartheid nur einmal im Jahr vor Weihnachten überhaupt in die Stadt durfte) und das Leben früher.

Wir machen noch einen kleinen Fußmarsch zu einer Höhle mit Bushman-Zeichnungen (Höhlenmalereien). Ich hatte mir diese nicht so detailliert vorgestellt. Und die Geschichte, die uns Cooless dazu erzählte, war auch sehr interessant.

Anschließend genießen wir auf dem flachen Fels unseren Sundowner. Bald danach ist es dunkel und wir fahren zur Lodge zurück. Cooless erzählt uns zum ersten Mal von den „Small Five“. Wir haben schon viel von den „Big Five“ gehört, aber davon noch nichts. Cooless erwähnt, dass man das kaum findet und meine Recherchen haben auch keinen großen Erfolg gehabt.

Nach einem super Dinner in wunderschöner Atmosphäre und einem sehr, sehr freundlichen Manager, der mit uns Deutsch spricht, geht es in unsere Luxusbehausung, wo wir die Aussicht auf einen gigantischen Sternenhimmel genießen und schlafen anschließend schnell ein.

  • Waterberg Wilderness Lodge – Erongo Wilderness Lodge 261 Kilometer
  • Fahrtzeit ca. 5,15 Stunden (30 Kilometer Schotter / 220 Kilometer Asphalt / 11 Kilometer Schotter)

Links des Tages

WP: Small Five

„Die Little Five in Namibia bezeichnen Namibgecko, Zwergpuffotter, Schaufelschnauzenechse (Meroles anchietae), Afrikanische Radspinne (Carparachne aureoflava) und Namaqua-Chamäleon (Chamaeleo namaquensis)“

Wikipedia von (https://www.livingdesertnamibia.com/)

11.06.2010 – Fahrt nach Windhoek

Nach einem kleinen Snack machen wir noch eine Morning-Tour, ebenfalls wieder mit Cooless. Wir wandern zwei Stunden um das Gebirge herum und er erzählt uns wieder wahnsinnig viel.

Cooless erzählt uns auch von seiner Heirat und wie aufwändig und schwierig das war. Die langen Tageszeiten in Westeuropa und vor allem in Skandinavien faszinieren ihn. Er vermittelt uns, welche Verehrung alle Afrikaner für Mandela haben.

Auf dem Rückweg können wir das Flussbett des ausgetrockneten Omaruru River sehen.

Nach der Rückkehr wird ein köstliches Frühstück für uns bereitet, das wir mit Blick auf eine Vielzahl von Vögeln vor der Hütte schön genießen können. Hinzu gibt es Pancakes wie man sie wünscht. Dies war nun unsere letzte Lodge in Namibia. Nun heißt es südwärts nach Windhoek zurückkehren.

Nach dem Packen werden unsere Sachen in den Jeep geladen, wieder sehr herzliche Verabschiedung, wobei wir noch erfahren, dass unser Hotel in Windhoek zur gleichen Company gehört, dann geht es über die Felsen zu Himba, der jetzt an die Arbeit muss.

Für die Fahrt nach Windhoek liegen jetzt nur noch Asphaltstraßen vor uns, sodass uns hoffentlich kein neuer Puncture-Vodoo trifft. Bis Karibib auf der C33 mit wenig Verkehr, geht es anschließend auf der C32 Richtung Ost. Hier liegt eine Baustelle, deren Ende wir jederzeit erwarten aber nicht kommt. Sicherlich 30 bis 40 Kilometer schätzen wir, wird dort gebaut. Immer mal wieder einspurig mit Ampelregelung, dann aber auch teilweise schon fertige Abschnitte, wo offensichtlich nur die Markierung fehlt.

Warum hier eine so große Baustelle angelegt wurde ist uns rätselhaft, denn große Abschnitte liegen absolut brach. Wir kommen aber trotzdem gut vorwärts und kurz vor Okahandja liegt auch die Baustelle hinter uns und wir wechseln auf die B1 nach Windhoek.

Dafür gab es jetzt Betrieb wie auf deutschen Autobahnen. Ein Auto nach dem anderen fährt Richtung Süden und genau so eine endlose Schnur Richtung Norden. Man konnte so gut wie nicht überholen, einige Einheimische haben das aber doch geschafft.


In der Nähe von Windhoek rechts und links eine Unzahl von Pavianen. Möchte nicht wissen, wie viele Unfälle mit diesen Tieren hier passieren.

In Windhoek angekommen, wird die Straße vierspurig mit riesigem Mittelstreifen auf denen Paviane gemütlich ihr Mittagessen zu sich nehmen. Susanne navigiert hervorragend zu unserem Hotel, sodass wir ohne einen einzigen Verfahrer bald vor dem Tor stehen. Die Anlage, wie alles hier, ist abgesichert wie ein Hochsicherheitstrakt.

Empfang wieder sehr, sehr freundlich. Wir beschließen heute nichts mehr zu unternehmen und machen uns einen gemütlichen Nachmittag. Das Zimmer und auch die gesamte Anlage laden geradezu dazu ein. Susanne geht in einer riesigen Badewanne «baden».

Am Abend ein ganz hervorragendes Dinner mit Spitzenwein. Später schauen wir nach rund drei Wochen zum ersten Mal wieder Fernsehen, ein Rugby-Event, wo auch Neuseeland, die gerade spielen, dabei ist.

Die letzte Nacht in Namibia ist angebrochen. Ich schlafe etwas unruhig, weil mein Blutdruck immer noch nicht in Ordnung ist. Teilweise scheine ich aber auch zu Träumen, dass ich wach bin, denn irgendwann ist morgen und ich bin eigentlich nicht gerädert.

  • Erongo Wilderness Lodge – Windhoek 252 Kilometer
  • Fahrtzeit ca. 3,25 Stunden (riesige Baustelle) (11 Kilometer Schotter / 241 Kilometer Asphalt)

Links des Tages


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