Namibia 2010

Letzte Änderung am 2021-09-25 von Michael

Rundreise Mai / Juni

Vorbemerkung: Dieser Artikel ist eine Übertragung des Textes meiner alten Webseite „ohne WordPress“ mit Korrektur fehlerhafter Links, Tippfehlern und sonstigen „kleinen“ Missgeschicken.
Und es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, selbst wieder zu lesen und Erinnerungen wachzurufen an einen Traumurlaub.

Für die Reinschrift wurde auch das Tagebuch meiner Lebensgefährtin zu Hilfe genommen – für die grammatikalischen und sonstigen Fehler zeichne ich aber alleine verantwortlich!

23.05.2010 – Abflug Frankfurt

Endlich ist es so weit. Nachdem uns in der vergangenen Woche auch noch der isländische Vulkan Eyjafjallajökull wieder in die Quere kam und es zunächst hieß, dass am Dienstag (19.05.) wieder mit Startverboten zu rechnen sei, hat sich dies zum Glück nicht bewahrheitet.

Es hat auch so seine Nachteile, wenn der Flug erst am Abend startet, denn der Tag heute war doch etwas geprägt von Aufregung (zumindest bei mir) und immer wieder Kontrolle, ob alles dabei ist. Unser bestelltes Taxi kommt auch noch zu spät (haben die irgendwie verpennt), aber wir hatten ja genug Reserve.

Gestern konnte ich noch sehr schön den Web-Check-in durchführen, sodass wir heute beim Schalter der Air Namibia nur kurze Zeit warten mussten. Eine längere Schlange gab es bei der Passkontrolle, dafür keine Schlange bei der Sicherheitskontrolle, die gerade erst geöffnet hatte. Nun warten wir auf das Boarding und lassen uns mal über den Flug überraschen.

Sehr pünktlich geht es zur Startbahn und wir heben in Richtung Afrika ab. Schon bald ist es dunkel. Das Kabinenpersonal ist nicht unfreundlich – strotzt aber auch nicht gerade von Zuvorkommenheit. Wir können aber die im Internet sehr schlechte Bewertung der Airline nicht bestätigen.

Nach dem Abendessen machen wir uns für das ungemütliche Schlafen in der Economy-Class bereit.


24.05.2010 – Ankunft und Fahrt nach Süden

Also, die Hoffnung besteht, dass die technische Wartung der Maschinen besser ist als die des Interieurs. Die Sitze waren dermaßen ausgesessen, dass uns morgens der Hintern richtig weh tat. Das Schlafen in den engen Sitzen tat ein übriges dazu, dass wir uns wie gerädert fühlten.

Das Frühstück konnte man auch vergessen und so freuten wir uns jetzt auf die überpünktliche Landung (20 Minuten früher). Um etwa 05:00 Uhr morgens betraten wir zum ersten Mal den Boden des afrikanischen Kontinents. Es ist noch stockdunkel und durch eine mit einer Menschenkette gebildete künstliche Straße marschieren wir zum Terminal.

Dort hieß es erst einmal das Einreiseformular auszufüllen. Warum man das nicht bereits im Flugzeug verteilt, wo man 10 Stunden Zeit hat, ist uns unverständlich. So müssen wir in dem engen Raum erst einmal alles verstehen und dann heißt es in der Schlange warten.

Die Kontrolle ist wirklich langwierig und wir sind erst einmal froh, als die beiden Schalter für Diplomaten und Einheimische auch noch für die Touris geöffnet wurden. Danach ging es recht flott voran und unser Stempel besagt jetzt, dass wir maximal 30 Tage in Namibia bleiben dürfen.

Europcar für unseren Mietwagen finden wir sehr schnell, allerdings ist dort der Computer ausgefallen, sodass alles ziemlich langatmig wird und zwei Mieter noch vor uns dran sind. Endlich aber sind wir auch abgefertigt und gehen zu Himba, unserem ersten Mietwagen, der schon zu Hause seinen Namen bekam. (Doku Sendung über Namib-Elefanten (und da hieß der kleinste und schwächste Himba – eben Susanne)).

Es ist ein Renault-VAN – ich wusste gar nicht, dass die auch so Wagen produzieren – und nach der Erklärung und noch einem kleinen Frühstück im Flughafen, geht es dann versuchsweise auf die Straße mit einem Rechtssteuer und Linksverkehr. Kennen wir ja vom britischen Empire. Kaum losgefahren, sehen wir schon die ersten Paviane am Straßenrand und eine Antilope.

Wir fahren zunächst auf der B6 nach Windhoek, das doch relativ weit weg liegt. Die Suche auf der Durchfahrtsstraße nach einem Supermarkt bleibt erfolglos, sodass wir irgendwann auf der B1 Richtung Mariental sind.

Immer etwas schwierig die richtige Spur zu erwischen, da man keine Vorabrichtungsweiser hat, sondern diese immer erst sieht, wenn man an der Kreuzung ist. Der Verkehr ist dicht (vermutlich Berufsverkehr) und gegen 07:00 Uhr liegt Windhoek schon hinter uns und wir sind auf dem Weg zu unserer ersten Übernachtung.

Je weiter weg wir kommen, desto weniger Verkehr gibt es hier und die schnurgerade Straße trägt auch nicht dazu bei, dass einen keine Müdigkeit überkommt, gerade wir, die wir total übernächtigt sind. Aber mit ein paar kurzen Pausen geht das hervorragend.

In Rehoboth fahren wir in die „City“, damit wir endlich unseren Wasser- und sonstigen Bedarf bestücken können. Ein für uns Großstadt-Europäer gewöhnungsbedürftiges Stadtbild. Die Auswahl im Supermarkt ist nicht sehr groß, aber Wasser und etwas zu knabbern ist die Hauptsache.

Südlich von Rehoboth – Südlicher Wendekreis

Und weiter geht es bis kurz vor Mariental, wo wir abbiegen und nach ca. 12 Kilometer die Bekanntschaft mit unserer ersten Schotterstraße machen. Sicherlich doppelt so breit wie die Hauptstraße, können wir nun unsere Staubwolke im Rückspiegel sehen. Der Belag ist aber gut und es lässt sich bis jetzt gut fahren.

Nach einer Weile werden wir von einem Einheimischen im Eiltempo überholt und müssen auch erst einmal „Staub schlucken“. Nach 38 Kilometer ist es so weit, die Bagatelle Kalahari Game Ranch liegt rechts von uns und nachdem wir das Tor geöffnet und wieder geschlossen haben, müssen wir noch einmal 3 Kilometer fahren, diesmal auf Sand von Dünen, bis wir vor der Rezeption stehen.

Bedingt dadurch, dass wir so früh beim Flughafen wegkamen, sind wir entsprechend früh hier und werden fürstlich erst einmal mit einem Trink empfangen und der Empfangschef könnte Engländer mit seinem skurrilen Humor sein. Nachdem er den Voucher geprüft hat, erzählt er uns erst einmal, dass wir nur eine Nacht bleiben können, da morgen alles voll ist.

Blick in die Kalahari

Der Schock muss uns im Gesicht gestanden haben, denn kurz bevor ich mit dem Schimpfen anfangen wollte, erzählt er uns „This was a joke“. Und so geht das bei der Führung durch die Anlage weiter. Ein sehr netter Kerl, aber mit gewöhnungsbedürftigem Humor.

Nachdem er uns auch noch unsere Unterkunft gezeigt hat, können wir erst einmal auspacken und uns einrichten – danach einen Begrüßungswein trinken. Dann klopft es an der Tür und ein Europcar Fahrer steht vor uns mit einem Päckchen von unserer Incoming-Agentur mit allen Unterlagen (die sie uns am Schalter im Flughafen eigentlich übergeben sollten).
Wir wussten gar nicht, dass wir das bekommen sollten, haben wir doch schon alles bereits in Deutschland erhalten. So haben wir noch ein Tourbuch und der Fahrer muss jetzt wieder die 362 Kilometer zurück nach Windhoek.

Ich gehe erst einmal eine Stunde schlafen. Für den Nachmittag haben wir eine Sundowner Tour (durch die Randgebiete der Kalahari) gebucht und das zeigt uns erst einmal „ein wenig“ die Riesengröße von solchen Farmen (wird heute nicht mehr bewirtschaftet). Es geht querbeet durch die Dünen und die Springböcke werden bald schon nicht mehr fotografiert. Die laufen hier rum wie bei uns Rehe, aber immer wieder herrlich bei ihren Sprüngen anzuschauen.

Die Landschaft ist wirklich beeindruckend und die Fahrt in dem 4×4 Toyota auch. Es geht immer mit Schwung die Dünen hoch und dann, am Scheitelpunkt, bleibt der Fahrer erst einmal stehen und ein nächstes weites Tal liegt vor uns.

Diverse Antilopen und eine Gnu-Herde sehen wir – von Giraffen leider nur die Spuren. Und unsere ersten Erdmännchen flitzen derart schnell von dannen, dass selbst bei eingeschalteter Kamera wahrscheinlich kein Bild zustande gekommen wäre.

Zum Abschluss sollte es auf einer Düne den Sundowner geben und es ging quer durch den Busch und die Düne hoch – diesmal leider nur nicht weit genug. Wir hingen fest. Jetzt hat der Fahrer einen strategischen Fehler begangen. Anstatt den Wagen einfach zurückrollen zu lassen und einen zweiten Versuch zu wagen, hat er sich so tief eingegraben und ist dabei in Richtung eines Busches gerutscht, dass da kein Herauskommen mehr war.

Der Fahrer konnte einem leidtun, aber es schien im absolut nichts auszumachen. Er hat erst einmal die Getränke bereitgestellt und wir tranken unseren ersten südafrikanischen Weißwein. Sehr gut! Dass der Handyempfang hier schlecht ist, machte sich bemerkbar, als er Hilfe anfordern wollte. Es gab kein stabiles Netz. Via SMS ging es dann doch und irgendwann kam ein zweiter Wagen, der uns schnell aus dem Schlamassel befreite und wir – inzwischen dunkel – unsere Heimfahrt antreten konnten. Ein solches Highlight direkt am ersten Tag hatten wir uns auch nicht zu träumen gewagt.

Obwohl es erst gegen 18:00 Uhr war, kam es einem spätabends vor – kaum eine Dämmerung – sobald die Sonne untergegangen ist, ist es richtig dunkel. Um 19:00 Uhr gab es ein hervorragendes Abendessen. Ich habe mein erstes Springbock-Fleisch gegessen (sehr zart – bei den Muskeln, die die für Ihre Sprünge brauchen, hätte ich das gar nicht erwartet).

Und wir sind froh, dass wir uns noch kurzfristig für ein hochwertiges Fernglas (Eschenbach trophy AS/P 10×50 B Ww) entschieden haben. Selbst mit ganz wenig Restlicht kann man noch hervorragend sehen. Der Tag endet für uns gegen 20:00 Uhr. Total übermüdet schlafen wir beide schnell und richtig fest und werden kein einziges Mal in der Nacht wach.

  • Fahrtstrecke Windhoek – Bagatelle Kalahari Game Ranch 345 Kilometer
  • Zur Lodge ca. 30 Kilometer Schotter – ansonsten guter Asphalt
  • Fahrtzeit ca. 4,50 Stunden (inkl. Unterbrechungen)

Links des Tages


25.05.2010 – Ein Tag auf der Bagatelle Kalahari Game Ranch

Gegen 05:45 Uhr werde ich wach und denke im ersten Moment, dass es noch mitten in der Nacht ist, weil ich diese Dunkelheit nicht gewohnt bin. Nach der guten Nachtruhe fühle ich mich hervorragend und stehe bald auf. Susanne schläft noch einmal richtig ein und gegen 08:00 Uhr geht es zum Frühstück.

Man bekommt auf Bestellung Eier in diversen Möglichkeiten und das Buffet ist auch vollkommen ausreichend. Das Brot wird wohl immer selbst gebacken – jedenfalls haben wir gestern gesehen, wie entsprechende Bleche aus dem Ofen kamen.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf zu einer Rundwanderung hier im Ranch Areal und wir konnten schon erste Erfahrungen machen, was es heißt, auf Dünen hoch zulaufen. Das ist ganz schön anstrengend. Langsam wird es richtig warm und Tiere zu sehen, ist eher selten. Es kommen uns nur wieder Antilopen zu Gesicht – ansonsten ist es sehr, sehr still.

Wir gehen zunächst auf einer Düne, ehe wir sehen, dass wir, lt. Karte, auf einem Weg gehen sollen. Also gehen wir quer durch das Gestrüpp, bis wir den Weg erreichen. Für den Rückweg ist der Weg zunächst entlang einer Düne gezeichnet, da wir aber keinen Wegweiser finden, nehmen wir einfach einen der vielen Wege zum Rückweg und orientieren uns am GPS-Gerät.

Es ist wirklich nicht übertrieben hier viel Wasser mitzunehmen, wobei das, glaube ich, noch nicht einmal an der Sonne liegt, sondern an der trockenen Luft und wohl auch an dem Sand in der Luft. Jedenfalls tat einem richtig der Hals weh und man war froh, immer einiges trinken zu können.

Zurück, trinken wir erst einmal den Sekt, den wir gestern Abend geschenkt bekommen haben und machen uns einen gemütlichen Nachmittag, bis wir zur Cheetah Tour aufbrechen.

Aufzucht mutterloser Geparden

Die Cheetah (Geparden) Tour war nicht mit der gestrigen Tour zu vergleichen, aber auch interessant, auch die Erläuterungen, warum die Tiere überhaupt hier sind.
Es sind alles Jungtiere, deren Mütter von Farmern erschossen wurden, weil diese die Tiere ihrer Herden reißen. Sie können nicht mehr ausgewildert werden, weil sie dort nicht überlebensfähig sind.
Hier auf der Bagatelle Kalahari Game Ranch sind 3 männliche Tiere (die wir im Gehege besuchen) und ein Weibchen untergebracht. Das Ganze passiert in Verbindung mit dem Cheetah Conservation Fund, die nicht über genügend Platz verfügen, sodass Tiere auch an entsprechende Gehege abgegeben werden.

Es sind jedenfalls keine Streicheltiere, die haben ganz schön gefaucht, als wir in das abgesperrte Areal gefahren sind – aber nachdem Sie Ihre Fleischstücke bekommen haben, konnte man näher an sie heran und fotografieren.
Die Sonne stand etwas ungünstig und das hohe Gras erleichterte das Fotografieren auch nicht gerade. Aber wunderschöne Tiere. Danach ging es zum „obligatorischen“ Sundowner, den es diesmal auf der Aussichtsplattform oberhalb unserer Lodge gab und danach haben wir uns zu Fuß in unser Heim begeben.

Zum Abendessen gab es heute Oryx, der auch sehr gut schmeckte, aber nicht so zart wie der Springbock war. Im Nachgeschmack erinnerte mich das an Leber.

Nun haben wir den Start unseres Namibia Abenteuers mit der ersten Lodge vollendet. Am Abend packen wir noch und am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Westen in Richtung der Namib.


26.05.2010 – Fahrt über Maltahöhe zum Namib Rand Nature Reserve

Wir sind mal wieder vor dem Wecker wach und packen Himba noch vor dem Frühstück, denn wir haben heute gut 370 Kilometer Wegstrecke vor uns (Tourbuch fehlerhaft!) und wissen noch nicht genau, wann es von Asphalt auf Schotter wechselt.

Nach dem Frühstück und der Verabschiedung geht es zurück über die Schotterpiste wieder zur B1.

Von dort zunächst nach Mariental, wo wir einkaufen, tanken und noch Geld abheben, und zwar mit der Postcard, was die Mitarbeiterin der Bank zum Staunen brachte: „oh, it works“. (Ablauf: „Quick Cash“ – „Cheque“ – „dann Betrag“).

Das Stadtbild ist für uns sehr gewöhnungsbedürftig. Viele, wirklich viele Menschen sitzen, stehen am Straßenrand in Gruppen und man fragt sich: wozu?

Danach geht es auf der B1 noch bis zur C19, die zum Glück bis Maltahöhe noch Asphalt ist, sodass wir diese Wegstrecke ordentlich schnell überwinden. Hier winken die meisten entgegenkommenden Fahrer:innen – auch einheimische – vermutlich, weil sie sich freuen, nach langer Zeit mal wieder ein anderes Auto zu sehen.
Ein Springbock hat etwas Panik, da beiderseits der Straße Zaun ist, und der Heini immer vor uns herlief, anstatt einfach mal links oder rechts der Straße stehenzubleiben. Irgendwann lief er rechts auf der Straße und wir konnten links vorbeifahren.

In Maltahöhe angekommen, tanken wir noch einmal, machen aber angesichts der vor uns liegenden Strecke keine Pause. Von hier fahren wir jetzt ein Stück die C14, bis wir wieder auf die C19 abbiegen. Direkt nach Maltahöhe geht der Asphalt in Schotter über, und zwar in eine ziemlich schlechte Wegstrecke.
Es ist kein glatter Schotter, sondern sehr steinig und vermutlich ist das auch unser Pech (neben den m.E. schlechten Reifen), der uns am dritten Tag unseres Abenteuers den ersten Reifenschaden (hinten rechts) bescherte. Und wenn ich Reifenschaden sage, war das nicht einfach ein Platten, sondern die komplette Lauffläche war im Eimer – aber total – so was kannte ich bisher nur von LKW-Reifen.

Da kam schon etwas Panik auf, denn die Gefahr bestand, dass ich gar nicht mehr die Felge abmontiert bekam. (Und von daher gibt es auch keine Foto-Dokumentation des Ereignisses – da haben wir erst gar nicht dran gedacht). Das ging aber recht gut, allerdings hat der Reifen ein Schutzrohr für die Kabel so heftig mitgenommen, dass die Schrauben rausgeflogen sind und damit am Reifen geschleift hätte.
Beim Überlegen für eine Lösung kam ein Telekomauto vorbei, die stoppten und fragten, ob wir Hilfe benötigen. Wir haben sie auf das Problem aufmerksam gemacht.

Zunächst haben die drei Helfer es auch mit einer Schraube versucht, aber die Gegenmutter war wohl von innen nicht erreichbar oder weg. Dann kam (vermutlich der Vorarbeiter) auf die grandiose Idee, einfach einen Kabelbinder zu benutzen. Nicht nur die Idee – so etwas muss man auch erst einmal dabei haben. Jedenfalls saß das Rohr danach wieder bombenfest und sie montierten uns sogar noch den Reifen. Unglaublich hilfsbereit.

Nun hatten wir also unseren ersten Ersatzreifen verbraten (wie gut, dass wir einen separaten Ersatzreifen gebucht hatten – können wir nur jedem empfehlen!) und hatten immer noch gut 200 Kilometer vor uns liegen.
Entsprechend angespannt sind wir gefahren. Erst nach einer Weile ging es wieder relativ entspannt weiter, fast hätten wir noch die Abzweigung verpasst, und konnten nun auch wieder die Landschaftskulisse genießen.

In weiter Ferne konnten wir schon Berge ausmachen, aber rund um uns war nichts als Weite. Man konnte unendlich weit schauen und die Frage war, warum sind die riesigen Gebiete überhaupt eingezäunt – wir können uns überhaupt nicht vorstellen, dass man hier irgendetwas Anbauen oder Tiere halten kann. Aber ab und an kamen wir doch an Farmeinfahrten vorbei. Es sind unglaublich riesige Areale, die jeweils zu einer Farm gehören.

Die Schotterstraße war insgesamt leider in einem miserablen Zustand und es ist schon sehr anstrengend, ständig das Lenkrad so festhalten zu müssen. Ich war über den Tempomat sehr froh, denn es war schwierig die Geschwindigkeit zu halten, weil man irgendwie immer schneller wurde, wenn eine Teilstrecke mal etwas besser wurde.
Die Strecke zog sich unendlich hin, man konnte bei der schnurgeraden Straße, die sehr an amerikanische Highways erinnerte, das Ziel schon sehen und es kam und kam nicht näher.

Mit Passierung des Tsaris-Passes veränderte sich die Landschaft radikal und wir kamen in das Gebiet des Namib Naukluft Parks (Namibias größtes Naturschutzgebiet). Jetzt gab es doch einige Kurven in den Bergen und die Landschaft wurde atemberaubend. Von Weitem erinnerten die Berge stark an die Dolomiten, die sich aber bei näherem Hinsehen doch als ziemlich poröses Gestein zeigten.

Das Landschaftsbild sah von Ferne so aus, als würden Bergspitzen über einer Wolkendecke hervorschauen. Diese „Wolkendecke“ entpuppte sich aber bei näherem Hinsehen als eine Unzahl von weißen Grasbüscheln (oder was immer es sein mag).
Auch war uns erst im Nachhinein klar, was die vielen roten „Tupfer“ in der Landschaft war. Es sind die riesigen roten Dünen, die hier die Landschaft mit bestimmen. Kurz bevor es zur Abzweigung in das Privatgebiet von Wolwedans ging, konnten wir sogar noch unsere erste größere Zebraherde sehen.

Der erste Kilometer im Privatgebiet war ziemlich heavy (gut, dass wir einen VAN hatten), danach aber ging es recht gut auf dem Dünensand voran. Es waren nochmals 20 Kilometer, bis wir am Farmgebäude waren.
Hier hieß es, Himba stehenzulassen, denn das Camp selbst ist nur mit Offroad Autos zu erreichen und der Transport wird von den Angestellten übernommen.

Der Empfang war überwältigend von Freundlichkeit und Professionalität. Als die Formalitäten erledigt waren, wurden wir zusammen mit einem anderen Pärchen zu den Lodges auf einer Hochebene gebracht. Komplett auf Stelzen gebaut, um Schlangen und Skorpione abzuhalten.
Und diese Ahhhs und Ohhhs, als wir unsere Luxushütte betraten, kann man gar nicht in Worte fassen. Die gesamte Front offen und ein Ausblick, der einem den Atem verschlug.
Nach der Erklärung unseres Guides genießen wir erst einmal diesen Ausblick und die Lodge und hatten beide sofort den gleichen Gedanken: «einen Tag zu wenig gebucht». Denn hier hätte man wirklich mal einen Tag ohne jegliche Aktivität und nur zum Relaxen verbringen sollen.

Die Freundlichkeit des Personals ist wirklich überwältigend und man hat keine Minute das Gefühl, dass es „geübt“ ist – es ist eine wahnsinnig nette natürliche Freundlichkeit. Das Abendessen wird richtig gehend zelebriert (und wir hören zum ersten Mal die Klicksprache, die von einigen Stämmen im südlichen Afrika gesprochen wird). Bei einem 4-gängigen Menü lernen wir ein nettes Schweizer Pärchen kennen, die bereits seit zwei Wochen hier unterwegs sind und mit Abweichungen unsere Tour umgekehrt machen und uns einiges erzählen können.

Das war ein netter Abend und es geht wieder früh zu Bett. Die Zeiten hier gehen irgendwie total anders. Früh ins Bett und wieder früh raus. (Morgen Früh schon wegen des Sonnenaufgangs). Der überall erwähnte tolle Sternenhimmel wird momentan noch von einem fast vollen Mond überlagert.

  • Fahrtstrecke Bagatelle Kalahari Game Ranch – Wolwedans Farmhaus 362 Kilometer
  • ca. 135 Kilometer Asphalt – 227 Kilometer sehr schlechter Schotter
  • Fahrtzeit rund 7,50 Stunden (inkl. Unterbrechungen (45 Minuten Reifenwechsel))

Links des Tages


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